Wirtschaft

VW: Schluss mit ständiger Erreichbarkeit

Endlich Ruhe nach getaner Arbeit: Der deutsche Autobauer Volkswagen ließ in der Vorwoche mit der Meldung aufhorchen, dass nach Dienstschluss keine eMails mehr auf die Firmen-Smartphones weitergeleitet werden. Konkret machen die eMail-Server eine halbe Stunde nach Arbeitsende Feierabend und werden erst eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn am nächsten Tag wieder eingeschaltet.

Betroffen von der Regelung, die der Betriebsrat durchsetzte, sind 1154 VW-Mitarbeiter mit Firmen-Blackberry und Kollektivvertrag. „Damit ist sichergestellt, dass die Beschäftigten nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen“, so der VW-Betriebsrat. Manager sind von der Regelung ausgenommen. Bei VW spricht man vom „fairen Ausgleich zwischen Arbeitnehmerinteressen und denen des Unternehmens“.

 

Entschleunigung

Die Gewerkschaft jubelt über den Vorstoß von VW zur Entschleunigung der Arbeitswelt und Burn-out-Prävention: „Traditionelle Arbeitszeitregelungen werden durch die ständige Erreichbarkeit mit mobilen Endgeräten immer mehr ausgehöhlt“, weiß Karl Proyer von der Angestellten-Gewerkschaft GPA-djp. Die Arbeitszeiterfassung in den Betrieben müsse der neuen Technik angepasst werden. Vor allem bei Dienstreisen käme es immer wieder zu unbezahlten Überstunden. Proyer will die „Entgrenzung der Arbeitszeit“ stärker bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen thematisieren.

In Österreichs Betrieben gibt es (noch) keine eMail-Blockaden nach Dienstschluss: „Wann jemand seine eMails liest und beantwortet, muss jeder Mitarbeiter selbst entscheiden“, sagt etwa Telekom-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm. Je nach Abteilung gäbe es schließlich unterschiedliche Bedürfnisse. Auf Eigenverantwortung setzt man auch bei der voestalpine und bei Siemens. Ein bewusstes Zeichen gegen die ständige Erreichbarkeit setzt hingegen Henkel. Zwischen Weihnachten und Neujahr verhängte Firmenchef Kasper Rorsted ein eMail-Verbot: „Unser Büro ist erst wieder am 2. Jänner besetzt“, lautet die Durchsage am Empfang.