Vorstoß in Deutschland: Keine Mails nach Feierabend
Die deutsche Gewerkschaft IG Metall unterstützt eigenen Angaben zufolge die Forderung von Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück, die Mail-Postfächer von Mitarbeitern in deren Freizeit zu sperren und ankommende E-Mails zu löschen.
"Keine Mails nach Feierabend und im Urlaub"
"Keine Mails nach Feierabend und im Urlaub, das ist eine sinnvolle Regelung, um den steigenden Leistungsdruck zu reduzieren", sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, zu den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Dienstag.
Um wirklich gute Arbeit zu garantieren, brauche es aber ein ganzes Maßnahmenbündel, sagte Benner weiter. Unter anderem fordere die IG Metall deshalb in der aktuellen Tarifrunde eine Wahloption auf eine befristete Verkürzung der Arbeitszeit. "Arbeit im digitalen Zeitalter benötigt Kreativität und gute Ideen. Deshalb muss es ein Recht geben, auch mal abzuschalten."
Vorschlag des Porsche-Betriebsrats
Porsche-Gesamtbetriebsratschef Hück hatte aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung die Löschung dienstlicher E-Mails während der Freizeit gefordert. Mail-Konten von Mitarbeitern sollten im Zeitraum zwischen 19.00 Uhr und 6.00 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden. Dies will Hück in einer Betriebsvereinbarung bei dem Autohersteller durchsetzen. Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten automatisch an den Absender zurückgeschickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeiters landen, also automatisch gelöscht werden.
Umfrage
"Populismus pur"
Bei Arbeitgebern stößt die Forderung auf scharfe Kritik. "So eine generelle Forderung ist Populismus pur", sagte Martin Leutz, Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag. In der Metall- und Elektroindustrie hätten nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage gerade einmal zwei Prozent aller Arbeitnehmer erklärt, dass der Arbeitgeber eine Erreichbarkeit außerhalb der normalen Arbeitszeiten erwarte, kritisierte Leutz. "89 Prozent aller Arbeitnehmer werden maximal einmal im Monat auch wirklich vom Vorgesetzten kontaktiert", sagte er der Zeitung. Kaum ein Arbeitnehmer empfände dies als Belastung.