Wirtschaft

Volkswagen will bald Weichen für Truck-Börsengang stellen

Volkswagen will Insidern zufolge in den nächsten Wochen formale Voraussetzungen für einen Börsengang seiner Nutzfahrzeug-Sparte Truck & Bus schaffen. Die Sparte solle dann in eine kapitalmarktfähige Gesellschaft wie eine AG umgewandelt werden, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Auch sollen die IPO-Vorbereitungen weiter vorangetrieben werden.

Als nächster Schritt sollen Beraterbanken engagiert werden. Ein günstiges Marktumfeld vorausgesetzt könnte die Truck-Sparte um MAN und Scania Anfang 2019 auf den Kurszetteln erscheinen.

Ein Beschluss über die Umwandlung in eine kapitalmarktfähige Gesellschaft werde wahrscheinlich auf der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats fallen, sagte einer der Insider. Das VW-Kontrollgremium tritt am 2. Mai zu seiner nächsten regulären Sitzung zusammen - einen Tag vor der Hauptversammlung.

Über eine Verselbstständigung und einen Börsengang des VW Nutzfahrzeug-Geschäfts wird schon lange nachgedacht. Doch die Planungen hätten nun Fahrt aufgenommen: "Jeder versteht jetzt, dass die Zeit drängt", sagte ein Insider. "Wie lange will Spartenchef Andreas Renschler noch arbeiten? Und wie lange halten die Lkw-Märkte?" Unter Renschler, der vor drei Jahren von Daimler zu VW gekommen war, ist die Verzahnung der beiden selbstbewussten Lkw-Töchter MAN und Scania vorangekommen. Sie bilden zusammen mit dem Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien und der Digitalmarke RIO Volkswagen Truck & Bus.

Auf dem Genfer Autosalon hatte VW-Konzernchef Matthias Müller auf die Frage nach einem Börsengang der Truck-Sparte gesagt: "Das ist eine Überlegung, mit der wir uns permanent zu beschäftigen haben." Es gebe aber noch keine Entscheidung. Ein Volkswagen-Sprecher bekräftigte, der Konzern prüfe Optionen.

Die Beratungsgesellschaft Deloitte sei bereits engagiert worden, um die Vorbereitungen für den Börsengang (IPO) zu unterstützen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Investmentbank Rothschild dürfe sich Hoffnungen machen, als sogenannter IPO-Berater engagiert zu werden. In dieser Rolle würde Rothschild Volkswagen beim Auswahlprozess der begleitenden Banken für einen Börsengang unterstützen, der im Mai oder Juni beginnen könnte. Bisher seien aber noch keine Banken engagiert worden. Rothschild und Deloitte lehnten eine Stellungnahme ab.

Im Betriebsrat gibt es Vorbehalte gegen einen Börsengang der Truck-Sparte, aber keine grundsätzliche Opposition. Die Arbeitnehmervertretung sehe einen Gang an den Kapitalmarkt grundsätzlich als eine mögliche Option, doch brauche man klare Zusagen, dass ein solcher Schritt positiv für die Belegschaften sei, sagte ein Sprecher des Konzernbetriebsrats Anfang März. Der Verkauf der Motorenmarke Ducati war im vergangenen Jahr am Widerstand des Betriebsrats gescheitert.