Wirtschaft

Volksbank AG: Jeder Zweite muss gehen

Den Mitarbeitern der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) stehen harte Zeiten bevor: In drei Wellen will die Bank in Österreich rund 500 Beschäftigte abbauen.
Wie der KURIER aus gut informierten Kreisen in Erfahrung bringen konnte, soll noch heuer die erste Kündigungswelle starten. Betroffen sein dürften davon ältere, gut bezahlte Mitarbeiter. In der zweiten und dritten Welle, die über die nächsten beiden Jahre laufen sollen, geht es ans Eingemachte: Ganze Geschäftszweige werden aufgelassen. Betriebsrat und Bank-Führung arbeiten bereits Sozialpläne aus. In den nächsten Tagen sollen die Mitarbeiter im Detail darüber informiert werden.

Von den Stilllegungen ganzer Sparten besonders betroffen sein werden die Mitarbeiter im Immobilienbereich der VB Real Estate. Auch die Finanzierungen für Großunternehmen - das Spezialgebiet der 2005 für 800 Millionen Euro erworbenen Investkredit - wird drastisch zusammengekürzt. Schon jetzt gibt es bei der ÖVAG keine neuen Großfinanzierungen mehr.

Übrig bleiben wird eine ÖVAG, die die Liquidität für die 68 Volksbanken steuert sowie das Marketing und die Produktentwicklung für den Sektor übernimmt. Notwendig ist der dramatische Schrumpfungskurs, weil die ÖVAG seit Jahren Verluste schreibt und über viel zu wenig Eigenkapital verfügt. Die Europäische Bankenaufsicht hat erst am 27. Oktober festgestellt, dass der Bank 972 Millionen Euro an Eigenkapital fehlen, um den neuen europäischen Eigenkapital-Bedarf zu erfüllen.

Sektor in Not

Doch die Eigentümer der ÖVAG können das Kapital selbst nicht aufbringen. Denn die Mehrheit von 60,8 Prozent der Bank halten die Volksbanken. Und eine Reihe von ihnen kommt wegen der notwendigen Abwertung ihrer ÖVAG-Beteiligung und des Ausfalls der Dividende selbst in Schwierigkeiten. Seit 2008 schon gibt es von der ÖVAG keine Ausschüttungen mehr. Experten glauben, dass es zu einer Fusionswelle unter den Volksbanken kommen wird.

Auch die anderen größeren Eigentümer - 23,4 Prozent hält die deutsche DZ Bank, 9,4 Prozent die Victoria-Gruppe und 5,7 Prozent die Raiffeisen Zentralbank - wollen von einer Zufuhr frischen Kapitals nichts wissen. Und die Republik Österreich, die der ÖVAG 2008 eine Milliarde an Kapital zur Verfügung gestellt hat, möchte neue Geldzufuhr unbedingt vermeiden. Denn die ÖVAG kann keine Zinsen für das Staatsgeld zahlen. Heuer hätten eigentlich 93 Millionen Euro an Zinsen von der ÖVAG ins Budget fließen müssen.

Dass die Bank derart ins Trudeln gekommen ist, hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen hat sie sich mit der Übernahme der Investkredit und der Kommunalkredit 2005 erhebliche Risiken aufgehalst, die in der Finanzkrise 2008 schlagend wurden. Die Kommunalkredit musste verstaatlicht werden. Die Investkredit war stark im Immobiliengeschäft, das in der Krise ebenfalls abstürzte.

Zum anderen ist die ÖVAG mit der Expansion in den Osten schlecht gefahren. Die Tochterbank in Rumänien ist wegen der hohen Verluste derzeit unverkäuflich. Alle anderen Osttöchter der Volksbank International AG wurden im September an die russische Sberbank verkauft. 585 Millionen Euro bekam die ÖVAG dafür. Das ist das unterste Ende der Preisvorstellungen, die die ÖVAG für die VBI hatte. Vor einem Jahr war noch von rund einer Milliarde Euro die Rede gewesen.

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