Neues Stahlwerk in Kapfenberg "nicht um jeden Preis"
Von Anita Staudacher
Allein die Ankündigung, wieder eine Großinvestition in Österreich tätigen zu wollen, sorgte bei der voestalpine-Bilanzkonferenz für "den Überraschungsmoment des Tages" (Eder). Das teilweise mehr als 100 Jahre alte Edelstahlwerk der Böhler Uddeholm im steirischen Kapfenberg soll bis 2020 völlig neu gebaut werden. Die Entscheidung dafür fällt in den nächsten zwölf bis 18 Monaten.
Voestalpine-Konzernchef Wolfgang Eder wertete das geplante Investment als "enorme Zukunftschance für Kapfenberg, die Steiermark und ganz Österreich", stellte aber zugleich klar, dass er das Werk "nicht um jeden Preis" bauen werde: "Wir müssen uns vorher vergewissern, ob wir hier langfristig konkurrenzfähig sind." Als Bedingungen, die von der Politik zu erfüllen seien, nannte Eder langfristig stabile Rahmenbedingungen für die Industrie und keine Verschlechterungen durch eine industriefeindliche EU-Klimapolitik. Die ersten Äußerungen der Regierung unter dem neuen Kanzler Kern ließen jedenfalls Verständnis für die Wirtschaft erkennen, "das stimmt uns positiv", so der Voest-Chef. Sollte die Entscheidung gegen Kapfenberg fallen, werde auch die USA ins Auge gefasst.
Die um eine halbe Milliarde Euro errichtete Eisenschwammanlage in Corpus Christi/Texas nimmt im Juli ihren Betrieb auf, ab 2017 werden dort jährlich zwei Millionen Tonnen Eisenpellets produziert. Die Investments für das laufende Geschäftsjahr belaufen sich auf rund eine Mrd. Euro, 2015/’16 erreichten sie einen Rekordwert von 1,3 Mrd. Euro. Umsatz und Gewinn blieben im Vorjahr trotz der niedrigen Stahlpreise relativ stabil (siehe Grafik), die Zahl der Mitarbeiter stieg um zwei Prozent auf 48.367, davon sind 23.000 in Österreich. Die Dividende wird von 1 auf 1,05 Euro pro Aktie angehoben.