Wirtschaft

Visa-Chef: "Bargeld wird es immer geben"

Bargeld werde in den nächsten zehn Jahren verschwinden, es helfe nur noch "Geldwäschern und anderen Kriminellen, ist fürchterlich teuer und ineffizient": Kein geringerer als John Cryan, Chef der Deutschen Bank, heizte am Weltwirtschaftsforum in Davos die Diskussion um die Abschaffung von Münzen und Scheinen an (der KURIER berichtete).

Für Österreich sei so ein Szenario undenkbar, meint Kurt Tojner, Geschäftsführer der Kreditkartenfirma Visa Europe in Österreich gegenüber dem KURIER. "Bargeld wird es immer geben." Eine Abschaffung, wie von Bankern und Ökonomen diskutiert, sehe er in absehbarer Zeit nicht. Mit einem Bargeldanteil von 80 Prozent im Handel sei Österreich noch immer ein sehr cash-affines Land. In Schweden würden weniger als zehn Prozent bar bezahlt. "Dort kann man sogar am Punschstand mit Karte bezahlen", weiß Tojner.

Ein Grund für die hohe Bargeld-Affinität sei neben der unterschiedlichen Mentalität n auch die hohe Verfügbarkeit von Bargeld. "Es ist bequem, an Scheine zu kommen. Bei uns gibt es 8000 Geldausgabeautomaten, während man in Schweden bis zum nächsten Bankomaten oft 50 Kilometer weit fahren muss."

Weniger Automaten

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Dies könnte sich bald ändern, denn im Zuge von Bank-Filialschließungen werden auch viele Geldautomaten abmontiert. "Die Bargeldversorgung ist ein enormer Kostenfaktor für die Banken", sagt Tojner. Die Bargeld-Behebung gleich direkt in die Supermärkte zu verlegen, hält er für kontraproduktiv: "Zuerst Bargeld an der Kassa zu beheben, um es dann wieder in die Kassa zu geben, halte ich schon für fragwürdig."

Einen Schub für die Verbreitung der Kartenzahlung brachte laut Tojner die von der EU verordnete Senkung der Kreditkartengebühren für Händler. Seit 9. Dezember 2015 sind die Interbanken– entgelte für Kartenzahlungen gedeckelt. Händler zahlen für die Akzeptanz von Debitkarten (Maestro, V-Pay) maximal 0,2 Prozent des Transaktionswertes und für Kreditkarten 0,3 Prozent an die Bank des Karteninhabers. Mit Ausnahme von Hofer gebe es nun keinen einzigen großen Lebensmittelhändler mehr, der keine Kreditkarten akzeptiere, so Tojner.

Registrierkassen

Bei kleineren Händlern und Dienstleistern kommt der Kartenfirma auch die neue Registrierkassenplicht zugute. "Viele sagen, wenn schon eine neue Kassa, dann gleich auch mit Kartenzahlung, das bringt zumindest einen Mehrwert", schildert Tojner. Beliebt seien vor allem mobile Endgeräte. Potenzial sieht er noch bei Marktstandlern.

Ob die Gebührensenkung die Kartenzahlungen auch für Konsumenten verbilligen wird, wie von der EU erhofft, hält Tojner für fraglich. "Für die Banken war dies ein harter Schnitt, sie müssen auf 70 Prozent ihrer Einnahmen verzichten." Konsumentenschützer haben bereits ein Auge darauf, ob es nicht klammheimlich zu höheren Spesen kommen wird.

Erfreulich entwickelt sich für Visa das kontaktlose Bezahlen via NFC-Technologie. Dabei muss die Karte bis zu einem Betrag von 25 Euro nur noch kurz an das Bezahlterminal gehalten werden. Schon jede dritte Transaktionen auf den NFC-fähigen Terminals erfolge kontaktlos. In Österreich seien inzwischen mehr als eine Million Visa-Karten mit NFC ausgestattet.