"Viele würden gerne samstags arbeiten"
Von Simone Hoepke
Die Handelsobfrau wünscht sich in Innenstädten Kinderbetreuungsstätten, wie sie in vielen Shoppingcentern angeboten werden. So sollen die Geschäfte wieder belebt werden. Arbeitnehmer sollten sich ihren Urlaub wahlweise auch auszahlen lassen und jeden Samstag arbeiten dürfen, meint die Salzburgerin. Die autofreie Zone in Salzburg hält sie für "eine Aktion ohne Hirn".
KURIER: Was halten Sie vom Vorschlag von Frauenministerin Heinisch-Hosek, eine Frauenquote einzuführen?
Bettina Lorentschitsch: Gar nichts. Als Privatunternehmer, der das volle Risiko trägt, lasse ich mir doch nicht vom Staat vorschreiben, was ich zu tun habe. Dieses System ist schon vor 20 Jahren gescheitert. Wenn mich jemand als Quotenfrau bezeichnen würde, wäre ich außerdem wirklich beleidigt.
Fakt ist, dass Frauen auch oft wegen Babypausen und Teilzeit an eine gläserne Decke stoßen.
Meiner Meinung nach ist Teilzeit auch in Führungspositionen möglich. Es kommt auf die Qualität und nicht auf die Quantität an. Man muss auch den Mut haben, zu sagen, dass für bestimmte Positionen keine Vollzeit nötig ist. Ganz ehrlich: Wie viele Chefs sind schon 40 Stunden die Woche im Büro anwesend? Viele arbeiten ja auch von unterwegs, beispielsweise mobil oder direkt beim Kunden. So kann etwa die Leitung des Rechnungswesens oder der Personalabteilung durchaus auf mehrere Personen aufgeteilt werden.
Sie wollen die Schwarz-Weiß-Regelung im Handel kippen, die es Arbeitnehmern nur erlaubt, jeden zweiten Samstag zu arbeiten. Wie laufen die Verhandlungen mit der Gewerkschaft?
Die Fronten sind verhärtet. Es geht mir darum, eine gute Lösung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu finden. Gerade in der Elternkarenz würden viele gerne an den Samstagen arbeiten, weil sie da leichter eine Kinderbetreuung finden. Und auch, weil man an Samstagen höherer Provisionen verdienen kann, wie beispielsweise im Möbelhandel, wo vor allem am Samstag eingekauft wird. Auch viele Studenten würden aus zeitlichen Gründen lieber am Samstag arbeiten. Man sollte als Arbeitnehmer die Freiheit haben, sich auszusuchen, wann man arbeitet.
Die Gewerkschaft würde entgegnen, dass man aber auch nicht gezwungen werden darf, jeden Samstag zu arbeiten ...
Die Arbeitgeber werden immer als Ausbeuter dargestellt, das ärgert mich wirklich. Es geht uns allen gut, wenn wir an einem Strang ziehen. Die Politik soll keine Gräben aufreißen und Unternehmer und Mitarbeiter nicht auseinanderdividieren. Politiker schaffen schließlich ja keinen einzigen Job und schränken zu oft die Freiheit der Menschen ein.
Es sollte also viel weniger Regeln geben?
Ja, zum Beispiel beim Urlaub. In bestimmten Phasen des Lebens – etwa wenn ein Haus gebaut wird – würden sich die Leute lieber den Urlaub auszahlen lassen, als ihn zu konsumieren. Aber das Gesetz schreibt vor, dass sie das nicht dürfen. Ich wäre dafür, dass Mitarbeiter, die das wollen, sich zumindest jedes zweite Jahr den Urlaub auszahlen lassen dürfen. Das würden auch viele Unternehmer mit hohen Urlaubsrückstellungen begrüßen.
"Hirnlose Aktion" in Salzburg
Die Arbeiterkammer kritisiert immer wieder, dass die Manager-Gehälter um ein Vielfaches der durchschnittlichen Gehälter steigen ...
Ja, aber wir haben in Österreich rund 300.000 Betriebe. Davon sind gerade einmal knapp über 1000 Großbetriebe mit Managern, die das betrifft. 99 Prozent sind Klein- und Mittelbetriebe, die von solchen Managergagen nur träumen können. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sind Einpersonenunternehmen. Und trotzdem werden sie dauernd als die Reichen dargestellt, die alle ausbeuten. Diese Wirtschaftsfeindlichkeit stört mich. Und die wirtschaftsfeindliche Politik. Schauen Sie nur auf die Infrastruktur in Salzburg!
Meinen Sie, dass das Projekt der autofreien Stadt Salzburg dem Handel schadet?
Ja, das ist eine hirnlose Aktion. Tagestouristen werden sich überlegen, ob sie nach Salzburg fahren oder ins eine Autostunde entfernte München. So fließt Kaufkraft ab. Und man darf den Gewöhnungseffekt nicht unterschätzen: Wer sagt, dass sie wieder in die Stadt statt ins Shoppingcenter fahren, wenn die Autos wieder in die Stadt fahren dürfen.
Was müsste geschehen, dass die Städte wieder an Terrain gewinnen?
Es braucht Kinderbetreuungsstätten für die Einkäufer, so wie in Shoppingcentern. Wer selbst Kinder hat, weiß, wie schwierig ein Einkaufsbummel mit ihnen ist.
Wer soll diese einrichten?
Die Geschäftsleute müssten eine Kinderbetreuung wie in den Shoppingcentern umsetzen. Dafür brauchen sie aber die rechtlichen Rahmenbedingungen von den Städten und Ländern und die nötigen finanziellen Mittel. Und wenn ich mir anschaue, wie viel das Busticket in der – aktuell autofreien – Stadt Salzburg kostet, kann ich nur sagen: Das ist alles andere als familienfreundlich.
Zur Person: Bettina Lorentschitsch
Die Salzburgerin (43) ist seit Ende 2011 Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich. Sie kommt aus dem Baustoffhandel und ist schon während des Jus-Studiums ins Unternehmen ihres Vaters eingestiegen. In der Computerfirma ihres Mannes ist sie Prokuristin.