Versandhaus Universal will TV-Geräte vermieten
Von Simone Hoepke
Harald Gutschi, Chef der Versandhandelsgruppe Unito (unter anderem Otto, Universal, Quelle) geht davon aus, dass in fünf Jahren jeder dritte Euro im Textilhandel online gemacht wird, im Elektronikhandel jeder zweite. Gutschi über die Branche und die Konkurrenz aus China.
KURIER: Der Online-Handel wächst, davon profitieren vor allem wenige Milliardenkonzerne. Haben kleinere Anbieter im Web eine Überlebenschance?
Harald Gutschi: Die Gewinner sind ganz klar die Großen, zu denen Universal als Teil der deutschen Otto-Group gehört. Aber auch die Markenhersteller, die in eigenen Webshops verkaufen.
Und der kleine Online-Händler?
Wenn er ein cleveres Konzept hat, kann er mitspielen.
Leicht gesagt. Sie bekommen als Teil der Otto-Group bessere Konditionen, können preisaggressiv auftreten. Was sollen kleine Mitbewerber tun?
Es gibt gerade in der Technik interessante Angebote von kleinen Betrieben. Sie vermieten etwa Fernsehgeräte und liefern dazu das perfekte Service. Für Menschen, die nicht alle zwei Jahre ein neues Gerät kaufen wollen, ist das ideal.
Wenn das so ein gutes Geschäft ist, warum machen Sie es nicht selbst?
Mieten statt kaufen ist auch für uns spannend. Wir werden damit bei Quelle und Universal in Österreich starten. Im kommenden Jahr.
Warum erst 2018?
Derzeit läuft ein Testbetrieb unter ottonow.de in Deutschland. Den schauen wir uns an, wir müssen ja nicht dieselben Anlaufprobleme zwei Mal durchlaufen.
Was wird vermietet?
Beamer, Notebooks, Fernsehgeräte, Kameras, Soundsysteme, Kaffeemaschinen, E-Bikes. Alle zwei Jahre verdoppelt sich die technische Leistungsfähigkeit von technischen Geräten zu minimalen Kosten, besagt das Moore’sche Gesetz. Das heißt, die Geräte sind nach zwei Jahren veraltet.
Das perfekte Argument für die Wegwerfgesellschaft. Daran werden die Mietmodelle auch nichts ändern, oder?
Wir streben eine Nachnutzung von gebrauchten Geräten an. Nicht jeder legt Wert darauf, immer das neueste Gerät zu haben.
Was soll so eine Miete kosten?
Kommt auf das Gerät drauf an, zwischen 20 und 30 Euro im Monat.
Für Nachschub soll künftig eine neue Zugverbindung von Ostchina bis Deutschland sorgen, über die tonnenweise Ware kommen wird. Ebnet sich damit der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba den Weg oder ist die Strecke eine Chance für europäische Versender?
Beides. Man darf nicht vergessen, dass China schon jetzt jeden Tag sechs Millionen Pakete in die Welt schickt, davon bis zu 60 Prozent in die EU. Das sind irre Volumina.
Wer sind die Versender – Online-Händler aus China?
Derzeit vor allem Markenartikler, die in China produzieren und von dort aus direkt ihre Onlineshops beliefern. Das ist eine große Gefahr für viele Händler. Damit schalten Markenhersteller Zwischenhändler aus. Gleichzeitig profitieren sie vom Postvertrag, der Versendern aus China Sonderkonditionen gewährt, weil China dort den Status eines Entwicklungslandes hat. Das spart ihnen zusätzlich Geld und schafft ihnen einen weiteren Wettbewerbsvorteil.
Und Alibaba?
Alibaba ist ein riesiger Konkurrent, schon jetzt größer als Amazon. Alibaba hat Zugang zu Produzenten und viele Händler angebunden. Als Nächstes werden sie sich für Kundendaten in Europa interessieren. Da kommt was auf uns zu.
Zurück zum neuen Zug. Ist er auch eine Chance?
Ja, die neue Seidenstraße ist für uns interessant, weil wir viel in China einkaufen. Mit dem Schiff dauert der Transport nach Europa vier Wochen, der Zug ist doppelt so schnell unterwegs und gleichzeitig deutlich billiger als der Transport per Flugzeug.
Bringt der Zug schon Nachschub für Unito?
Wir testen gerade, noch handelt es sich um kleine Mengen. Aber das wird sich sicher ändern.
Apropos Zustellung: Zalando hat in Deutschland testweise Retouren an der Haustüre abgeholt. Planen Sie das auch?
Bei Technikgeräten wie Waschmaschinen machen wir das schon längst, aber auf Pakete weiten wir dieses Service nicht aus. Aus unserer Sicht will der Kunde das derzeit gar nicht, weil er dann ja zu einem vereinbarten Zeitpunkt zu Hause sein müsste. Das ist lästig. Unsere Kunden können Pakete an 3500 Stellen in Österreich abgeben, das ist praktikabler.
Universal ist heuer das 20. Jahr online. Wie viel Prozent werden noch im Kataloggeschäft gemacht?
Noch 15 Prozent. Universal feiert heuer auch sein 50-jähriges Jubiläum. Es ist eines der wenigen Unternehmen das die Transformation ins Internet geschafft hat. Wir haben jedes Jahr Umsatzsteigerungen von zehn Prozent. 40 Prozent der Bestellungen kommen schon über mobile Endgeräte, also Tablets und Smartphones. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es nur 15 Prozent.
Die Pakete kommen großteils aus dem deutschen Lager, der Betrieb eines kleineren Lagers in Österreich wurde ausgelagert. Wie viele Mitarbeiter hat Unito noch in Österreich?
Wir haben rund 600 in Graz, Salzburg und Linz. Sie arbeiten im Management und in der Kundenbetreuung.