Wirtschaft

Verhinderte Wiener AMS-Chefin klagt

Der politische Besetzungskrieg um die Leitung des Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) beschäftigt jetzt auch das Wiener Landesgericht. Die als sehr selbstständig und unabhängig bekannte Ingeborg Friehs, die auf Druck der Wiener SPÖ als AMS-Chefin verhindert wurde, klagt das AMS und das Sozialministerium auf Schadenersatz. Die Forderungen sind mit 36.667 Euro pro Jahr beziffert. Da die Amtszeit der AMS-Chefs auf sechs Jahre läuft, macht das in Summe 220.000 Euro. Immerhin ist Wien mit 1400 Mitarbeitern und einem Budget von rund 350 Millionen Euro das mit Abstand größte aller Landes-AMS.

Argumentiert wird in der Klage, dass Friehs, die von einem externen Personalberater im Bewerbungsverfahren als bestqualifizierte Kandidatin gereiht wurde, schon im Vorfeld angehalten wurde, sich nicht zu bewerben. Friehs hatte im Juli im KURIER-Interview sehr offen darüber erzählt, wie massiver Druck auf Sie ausgeübt worden sei, sich gleich gar nicht zu bewerben. Sozialminister Rudolf Hundstorfer, SP, habe ihr einen hochrangigen Mitarbeiter geschickt, der sie "nach allen Regeln der Kunst" bearbeitet habe. Dabei handelte es sich um Stefan Potmesil, der für das Ministerium dem sozialpartnerschaftlich besetzen Verwaltungsrat des AMS vorsitzt. Weil die Arbeitnehmer-Vertreter im Verwaltungsrat Friehs blockierten und keine Mehrheit zustande kam, entschied Hundstorfer selbst und inthronisierte seine Abteilungsleiterin Petra Draxl.

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Friehs wird derweil im AMS heftig gemobbt, berichten Mitarbeiter. Da sich innerhalb der gesamten österreichweiten AMS-Organisation offenbar, entgegen aller Versprechen, kein adäquater Job fand, muss Friehs derzeit, ist intern zu hören, ein Bewerbungscoaching beim Berater Deloitte absolvieren.

Ziemlich absurd, die studierte Juristin war immerhin drei Jahre lang Abteilungsleiterin und 18 Jahre lang Vize-Chefin des Wiener AMS.

Vorschläge, die Friehs im AMS selbst einbrachte, wurden von Draxl abgelehnt. Etwa ein Projekt zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit oder ein gemeinsames Imageprojekt mit der Wirtschaftskammer, um die Akzeptanz der Absovlenten von Fachkursen bei den Unternehmen zu steigern. Stattdessen soll Friehs bei Kontrollen von Bildungsträgern mitgehen.

Die sonst so streitbare SP-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will sich wegen der Causa lieber nicht mit ihrem Kollegen Hundstorfer anlegen. Sie kenne die Details nicht und wollle sich daher nicht dazu äußern, die Sache sei Angelegenheit des Sozialministeriums.

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