Wirtschaft

Verdrängungskampf um Hilfs- und Saisonjobs

Sie kommen vor allem aus Ungarn, sind zu 40 Prozent Pendler und arbeiten überwiegend in Ost-Österreich als Hilfs- oder Saisonkräfte im Tourismus, am Bau oder in der Leiharbeit: Die erste Jahresbilanz der vollständigen Liberalisierung des heimischen Arbeitsmarktes für Arbeitskräfte aus acht osteuropäischen EU-Ländern fällt recht ernüchternd aus.

Positiv: Ein befürchteter Ansturm blieb bisher ebenso aus wie ein größerer Anstieg der Arbeitslosigkeit. „Die, die gekommen sind, wurden gut aufgenommen", sagt Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer.

Saisonbereinigt stieg die Zahl der Beschäftigten aus den neuen EU-Ländern seit 1. Mai 2011 bis Ende März 2012 um 26.800 und blieb damit im erwarteten Bereich. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) stieg die Arbeitslosenquote durch die Ost-Öffnung (bisher) nur um 0,08 Prozentpunkte. „Das ist praktisch kein Effekt", interpretiert AMS-Vorstand Johannes Kopf.

Negative Effekte kommen aber sehr wohl bei näherer Betrachtung einzelner Teilbereiche des Arbeitsmarktes zum Vorschein. So ortet die WIFO-Studie durch die starke Konzentration des Zuzugs auf bestimmte Regionen und Branchen „Verdrängungsprozesse" zwischen neu zugewanderten Arbeitskräften und inländischen oder alt eingesessenen ausländischen Arbeitskräften. Besonders betroffen sind Hilfsarbeiter und Saisonarbeitskräfte im Tourismus, am Bau und in der Landwirtschaft. Diese kommen durch neue, oft besser qualifizierte Ost-Arbeitskräfte unter Druck.

„Der junge Ungar ersetzt den alten Türken“, fasst es Hundstorfer salopp zusammen. Bemerkbar macht sich dies durch eine zuletzt stärker angestiegene Ausländer-Arbeitslosigkeit speziell in diesen Branchen. AMS-Chef Kopf sieht in Summe nur einen „geringfügigen Verdrängungseffekt“, die meisten Jobs wurden neu geschaffen, 2000 bis 3000 legalisiert. Insgesamt arbeiten derzeit 108.000 Ost-Arbeitskräfte in Österrreich, das sind drei Prozent aller Beschäftigten.

Fachkräfte-Liste

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Kaum bis gar nicht gemildert hat sich durch die Ost-Öffnung der Fachkräfte-Mangel in der Industrie und Technologie-Branche. Die Wirtschaft drängt auf rasche Umsetzung der Fachkräfte-Verordnung im Rahmen der Rot-Weiß-Rot-Card, wodurch Arbeitskräfte einfacher aus Nicht-EU-Ländern geholt werden können. Die Liste soll laut Hundstorfer demnächst vorliegen, aber aufgrund der leicht steigenden Arbeitslosigkeit nicht mehr als 20 sogenannte Mangelberufe enthalten, darunter etwa einige Metallerberufe.