Wirtschaft

Verbund-Aufsichtsrat: Alfred Heinzel gelobt Besserung

Dem Papier-Industriellen Alfred Heinzel sind die Rechte und Pflichten von Aufsichtsräten mit Sicherheit geläufig. Doch Heinzel ist ein viel beschäftigter Mann. Sein Firmenimperium nahm ihn im Vorjahr zeitlich derart in Anspruch, dass er Aufsichtsratssitzungen des Verbund-Konzerns schwänzte. Laut Geschäftsbericht erhielt Heinzel keinen Euro Sitzungsgeld.

Der Verbund ist immerhin Österreichs größter Stromkonzern und derzeit wirtschaftlich stark unter Druck. "Sehr problematisch. Wenn jemand nicht in der Lage ist, weil er andere Dinge zu tun hat, frage ich mich, welchen Sinn ein solches Mandat hat. Heute sind aktive Aufsichtsräte mehr denn je gefragt", kritisiert Anleger-VertreterWilhelm Rasinger. Schließlich sei Heinzel "nicht irgend jemand, sondern ein namhafter Vertreter der heimischen Industrie", der mit Beispielwirkung vorangehen sollte.

"Stimmt so nicht", kontert Heinzel. Bei zwei Sitzungen sei er dabei gewesen, habe aber früher gehen oder später kommen müssen. Auch die ganztätige Strategiesitzung beehrte Heinzel mit seiner Anwesenheit. Immerhin.

"Zu wenig", befindet Anleger-Vertreter Rasinger, der die Abwesenheit des ehemaligen Aufsichtsratschef der Staatsholding ÖIAG bereits vergangene Woche auf der Verbund- Hauptversammlung thematisierte. Worauf Heinzel erklärte, die Aufsichtsrats-Basisvergütung von 10.000 Euro karitativen Zwecken zu spenden.

Auch Ex-Stronach-Weggefährte Siegfried Wolf ist terminlich ziemlich knapp. Der Job als Spitzenmanager im Konzern des russischen Oligarchen Oleg Deripaska lässt offenbar wenig Zeit für den Verbund-Aufsichtsrat. "Da geht es nicht um die Aufsichtsratsvergütungen, das sind für solche Leute Peanuts. Da geht es um Funktionen und Machtausübung", ätzt Rasinger.

"Die Kritik ist angebracht, die Situation war nicht befriedigend. Aber ich hab’s ja nicht aus Spaß gemacht, sondern weil’s anders nicht möglich war", zeigt Heinzel Einsicht. Und gelobt Besserung. Er habe sich heuer "terminlich neu orientiert" und seit Jahresbeginn bei keiner Sitzung gefehlt.

Rasinger kritisiert obendrein eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" im Verbund. Nur drei Kapitalvertreter sitzen in allen wichtigen Ausschüssen: Vorsitzender Gilbert Frizberg, der Ex-Raiffeisenbanker Peter Püspök und der ehemalige Umdasch-Manager Reinhold Süßenbacher. Sie entscheiden, der Rest nicke ab. Die Mandate der Verbund-Kontrollore laufen erst 2015 aus, doch sollte der Stromkonzern unters Dach der Staatsholding ÖIAG übersiedeln, dürfte der Aufsichtsrat schon 2014 erneuert werden. Derzeit aber hängt der Umzug zur Staatsholding wieder in der Luft. Wie zu hören ist, sollen die beiden Verbund-Großaktionäre EVN und Wiener Stadtwerke, die ihre Anteile syndiziert haben und gemeinsam 25 Prozent halten, daran nicht ganz unbeteiligt sein. Sie wollen sich angeblich ihre Zustimmung mit Kraftwerken und Stromlieferverträgen wohlfeil abkaufen lassen.