Varta steht am Abgrund: Sanierung greift zu kurz
Die Zukunft des deutschen Batterieherstellers Varta steht auf der Kippe. Das vor weniger als einem Jahr mit dem Mehrheitsaktionär Michael Tojner und den Banken vereinbarte Sanierungskonzept greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens vom Freitag.
Das Geschäft sowohl mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für Kopfhörer als auch das mit Energiespeichern für den aus Photovoltaik-Dächern produzierten Strom laufe schlechter als gedacht. Die Abrufe der Lithium-Ionen-Batterien schwankten stark und die Nachfrage nach den Energiespeichern sei unerwartet eingebrochen, die Konkurrenz liefere billiger und die Händler säßen auf großen Lagerbeständen. Die unsichere Zukunft schockierte die Varta-Aktionäre: Die Aktie brach am Freitag um mehr als 30 Prozent auf ein Rekordtief von 9,30 Euro ein.
Cyberangriff verschärfte Schieflage
Der Cyberangriff auf Varta im Februar, der die Produktion wochenlang lahmlegte, habe die finanzielle Lage noch verschärft. Die Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten Varta im vergangenen Jahr eine positive Fortführungsprognose bescheinigt, auf die die Banken ihre Finanzzusagen gestützt hatten. Die Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken die Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten.
Bedingung dafür ist in der Regel, dass das Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhält. Das ist offenbar nicht mehr der Fall. Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten, erklärte Varta in der Mitteilung.
Kreditgeber halten vorerst still
Nun soll die Bonner AuxilPartner ein neues Sanierungsgutachten schreiben, das Mitte des Jahres fertiggestellt sein soll. Bis dahin hätten die Kreditgeber zugesagt stillzuhalten. Wie die Sanierungspläne angepasst werden müssten, lasse sich noch nicht sagen.
Zusätzlich habe Varta die Investmentbank Rothschild angeheuert, um „strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten“. Zur Zeit sei noch unklar, woher die zusätzlichen Mittel kommen sollen, sagte der Analyst Robert-Jan van der Horst von Warburg Research.
Tojners MontanaTech hatte vor einem Jahr bereits 50 Millionen Euro frisches Kapital eingeschossen. Varta war Ende September mit 560 Millionen Euro verschuldet, die liquiden Mittel lagen bei 40 Millionen.
Das Unternehmen hat bisher keinen Jahresabschluss für 2023 vorgelegt, was Varta mit den Folgen des Cyberangriffs begründet hatte, der die finanzielle Situation weiter verschärft haben dürfte. Deshalb droht der Varta-Aktie im Mai der Ausschluss aus dem Kleinwerteindex SDax.