USA: Veltliner bekommt Konkurrenz
Von Simone Hoepke
In den hippen Bars der US-Metropolen prosten sich Weinkenner gern mit einem Glas Grünem Veltliner zu. Das hat sich vor allem in Österreich herumgesprochen, wo Winzer stolz auf ihre Exportzahlen sind. Schließlich behaupten sie sich gegen mächtige Weingüter aus Frankreich, Italien oder Kalifornien.
Aus Sicht von Monika Caha wäre es besser, die Selbstbeweihräucherung einzustellen. Die Wienerin vermarktet in New York 18 österreichische Weingüter und hat selbst Weinmarken wie den "Grooner Gruener Veltliner" für den US-Markt kreiert. Dennoch findet sie, dass Österreich "ein Vermarktungsproblem" hat.
Ihre Kollegen aus Frankreich oder Italien müssten nicht viel erklären, weil die Länder an sich für Kulinarik stehen und eine Marke sind. So wie die Schweiz mit ihrem Käse und ihrer Schokolade. Auch wenn die Österreicher das selbst anders sehen, sei "Österreich keine Marke", findet Caha.
Aus Cahas Sicht müsste Österreich jetzt mehr Geld in die Vermarktung des Grünen Veltliners stecken – auch von staatlicher Seite. Denn wenn die Sorte zum Mainstream wird, werden viele Länder auf den fahrenden Zug aufspringen und in die Produktion einsteigen. "Die Weinmarketing hat mit den geringen Mitteln einen super Job gemacht und die wichtigsten Sommeliers und Fachjournalisten erreicht. Jetzt müsste aber der Konsument angesprochen werden", wünscht sich Caha Unterstützung von der Politik.
Touri-Schreck Trump
Dass der neue Präsident der USA Donald Trump heißt, ist ihr übrigens "alles andere als egal". Und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. "Es kommen weniger Touristen in die USA und das sieht man auch in der Spitzengastronomie und in den Bars, in denen jetzt weniger Gäste sind."
Wobei man gemessen an den Preisen in New York schnell den Eindruck hat, in einem Nobelschuppen gelandet zu sein. "Unter 100 Euro kommen sie bei einem Abendessen kaum bei der Tür raus", meint auch Caha, die selbst einmal ein Lokal in NY hatte. Das war in den 1990er-Jahren, seitdem hätten sich die Preise verdrei- oder vervierfacht. Deswegen täuscht auch nicht der Eindruck, dass die Bedienung in angesagten Lokalen ihre Gäste loswerden will, sobald sie die Gabel abgelegt haben. Caha: "In der Nobelgastronomie genügt es, wenn ein Tisch eineinhalb Mal am Abend belegt ist, aber in allen anderen Lokalen muss man zwei bis drei Mal den Tisch belegen, um zu überleben."
Superreiche Winzer
Dass das Thema TTIP vorerst vom Tisch ist, freut die Weinhändlerin. "Das Freihandelsabkommen wäre für Lebensmittel aus Österreich eine Katastrophe geworden." Österreich würde schlicht das Geld fürs Marketing fehlen, das in den USA besonders wichtig ist. So würden kalifornische Weingüter oft Superreichen gehören, die ihre Tropfen teuer inszenieren und große Empfänge veranstalten. "Mit kleinen Mengen geben sich diese Leute nicht zufrieden", so Caha.
Woher die Sorte genau kommt, ist nicht abschließend geklärt. Es handelt sich jedenfalls um eine Traminer-Kreuzung, die sich vor allem in Österreich durchgesetzt hat und als wichtigste autochthone Rebsorte in Österreich gilt.
In der Weinwelt wird der Ursprung klar Österreich zugeschrieben. Hierzulande wächst auf 30 Prozent der Rebfläche Grüner Veltliner, so hoch ist der Anteil in keinem anderen Land. Vor allem in Niederösterreich findet die Sorte optimale Bedingungen. Die jährliche Produktionsmenge in Österreich (vor allem Niederösterreich und Burgenland) liegt bei 70 Millionen Litern. Keine andere Sorte wird von Österreich in so großen Mengen exportiert wie der Grüne Veltliner.