Wirtschaft

US-Skandalbanker müssen um Boni zittern

Die US-Großbank Wells Fargo hat mit ihren kürzlich aufgeflogenen Scheingeschäften der gesamten Finanzbranche ein Ei gelegt: US-Politiker nehmen den Fall nämlich zum Anlass für ein Gesetz, das alle Skandalbanker zur Rückzahlung ihrer Boni verdonnern könnte – und das sieben Jahre rückwirkend.

Eine Reihe mächtiger Abgeordneter, darunter der Finanzaufseher Thomas Curry, nahmen die Wells-Fargo-Affäre zum Anlass einen Gesetzesentwurf voranzutreiben, der die Boni-Rückzahlung erzwingen könnte. Da nützte auch nicht, dass Wells-Fargo-Chef John Stumpf bei seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats am Dienstag "die volle Verantwortung für die Vorgänge" übernahm und bedauerte, die Geschäfte nicht rechtzeitig gestoppt zu haben. Mitarbeiter hatte fiktive Konten für Kunden eröffnet – in Summe rund zwei Millionen. "Enormen Druck, die Vertriebsziele zu erreichen", gaben die Beschäftigten dafür als Grund an. Von 5300 Mitarbeitern trennte sich die Bank im Zuge des Skandals.

Bittere Pille

Eine gesetzlich vorgeschriebene Bonusrückzahlung wäre für die Banken ein harter Schlag. Denn Boni sind in der US-Finanzbranche wesentliche Gehaltsbestandteile, Bank-Mitarbeiter würden diese wohl vor Gericht einklagen, befürchtet die Branche. In der New Yorker Finanzwelt etwa erhielten die Beschäftigten laut Rechnungshof der Stadt im Jahr 2014 im Durchschnitt 172.860 Dollar Boni. Das ist fast so viel wie im Jahr 2007, als die Finanzkrise begann.

Österreichs Finanzer können von solchen Boni-Höhen nur träumen. Hierzulande werden variable Gehaltsteile meist nur an Vorstände, manchmal auch an Bereichsleiter, ausbezahlt. Eine Beschränkung der Boni wurde in der Finanzkrise heftig diskutiert. In einem Spezialfall können diese Zahlungen unterbunden werden: wenn die Bank in finanzielle Nöte gerät. Dann verbietet das Bankwesengesetz Boni-Zahlungen. Auch Dividenden sind untersagt.

Schweizer Top-Gagen

Spitzenverdiener in Europa sind übrigens die Schweizer – und zwar nicht nur die Banker. 8,77 Millionen Euro beträgt das Medianeinkommen der eidgenössischen Top-Manager in Großunternehmen, geht aus einer in der Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung zitierten Studie von Willis Towers-Watson hervor.

Rang zwei unter den Spitzengagen der 100 größten Unternehmen Europas nehmen die Spanier mit 7,18 Millionen Euro ein, dahinter die Briten mit 6,78 Millionen.