Wirtschaft

US-Notenbank erschreckt Anleger weltweit

Völlig überraschend kam die Ankündigung von US-Notenbankchef Ben Bernanke am Mittwochabend nicht: Die Geldflut, mit der die Federal Reserve seit Langem die Konjunktur stützt und die Aktienmärkte am Laufen hält, werde allmählich eingedämmt. Dennoch rasselten am Donnerstag die Aktienmärkte rund um den Globus nach unten. Auch der Goldpreis bekam einen kräftigen Dämpfer.

85 Milliarden Dollar (63,5 Milliarde Euro) pumpt die Fed Monat für Monat in die Märkte. Dieses Programm dürfte gegen Ende 2013 reduziert werden und im ersten Halbjahr 2014 gänzlich auslaufen. Anleger reagierten mit Schrecken: Das Geld der Fed werde an den Börsen fehlen, so ihre Einschätzung. Daher trennten sie sich am Donnerstag massenhaft von ihren Wertpapieren. Besonders ängstlich reagierten die Deutschen: Der Börsenindex DAX in Frankfurt fiel um 2,5 Prozent. An der Tokioter Börse ging es um 1,7 Prozent nach unten und in Wien um 2,0 Prozent.

Auch vor den lange als renditestärkere Anlagemöglichkeit gepriesenen Schwellenländern wie Brasilien oder Indien macht der Abwärtstrend nicht halt. Der Rückzug der Investoren aus diesen Ländern ist sogar schon seit einiger Zeit in Gang. Laut Bloomberg haben in den vergangenen drei Wochen 19 Milliarden Dollar an Fondsgeldern die Schwellenländer verlassen – der höchste Rückgang seit zwei Jahren. So sehr die Aussage Bernankes die Anleger erschreckt haben mag, sie hat auch eine gute Seite. Denn die Fed will die Geldflut nur unter einer Bedingung eindämmen: die Arbeitslosigkeit in den USA muss auf 6,5 Prozent fallen (derzeit: 7,6 Prozent) und das Wachstums drei bis 3,5 Prozent erreichen. Eine gute Konjunktur sollte dann für neuen Schwung an den Börsen sorgen. Das ist auch der Grund, warum der Goldpreis am Donnerstag unter die Räder gekommen ist. Gold ist eine Krisenwährung und in Zeiten robuster wirtschaftlicher Entwicklung wenig gefragt. Die Feinunze (31,1 Gramm) kostete am frühen Nachmittag mit 1302 Dollar um 3,7 Prozent weniger als am Tag zuvor.

Auch Heinz Bednar, Chef der Sparinvest der Erste Group, weist auf diese positive Seite der Bernanke-Aussage hin. „Die US-Wirtschaft wächst trotz der automatischen Ausgabenkürzungen, die die Konjunktur belasten. Das ist ein positives Signal für die Aktienmärkte“, betont er. Bednar rät Anlegern zum Kauf von US-Aktien aus den Branchen Konsumgüter, Technologie und Gesundheitswesen. Aber auch europäische Aktien hält die Sparinvest für interessant, zumal sie billig und die Ertragschancen weit besser als bei Anleihen seien. Der Zeitpunkt für einen Einstieg sei gut.