Wirtschaft

Bankgeheimnis ist der Mehrheit nicht wichtig

57 Prozent der Österreicher ist das Bankgeheimnis persönlich nicht wichtig; für nur 32 Prozent ist es persönlich wichtig, dass das Bankgeheimnis hierzulande aufrecht bleibt. Dies hat eine Umfrage des Gallup-Instituts für das WirtschaftsBlatt ergeben. Dabei fallen die Resultate bundesweit in allen Alters- und Berufsgruppen weitgehend ident aus, heißt es in der Montag-Ausgabe. Auffallend sei auch, dass selbst Großverdiener dem Bankgeheimnis keinen großen Stellenwert einräumen würden. "Auch gut verdienende Österreicher sind ebenso wie alle anderen der Ansicht, dass es bei uns heute ohnehin keine Anonymität mehr gibt, wie es sie früher einmal gegeben hat", interpretiert Gallup-Geschäftsführer Georg Wiedenhofer die Umfrage gegenüber dem Wirtschaftsblatt.

Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, nämlich 68 Prozent, sind der Meinung, dass dieses umstrittene Privileg in der EU nicht zu halten sein wird. Interessant auch, dass 17 Prozent Österreich für eine Steueroase halten - immerhin 71 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Problem "künstlich hoch gehalten"

Das Fazit von Gallup-Geschäftsführer Wiedenhofer im Wirtschaftsblatt: "Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Dringlichkeit des Problems von der Politik künstlich hochgehalten wird."

Drei Viertel gegen Fekter-Kurs

Das Vorgehen von Finanzministerin Maria Fekter beim Thema Bankgeheimnis in der Europäischen Union sehen die Österreicher mehrheitlich eindeutig kritisch. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Linzer market-Instituts für den "trend", die das Wirtschaftsmagazin in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe veröffentlicht. Insgesamt drei Viertel der Befragten kritisierten den Kurs der Finanzministerin.

41 Prozent der Befragten meinen, dass Fekter mit ihrem starken Engagement das internationale Ansehen Österreichs beschädige. Weitere 34 Prozent befürworten zwar das Ziel, finden allerdings die Vorgangsweise der Finanzministerin übertrieben. Nur 17 Prozent halten Fekters Kurs rundum für richtig.

Am Ende war sogar der Bundespräsident dafür: Am Samstag trat Heinz Fischer dafür ein, das Bankgeheimnis für Ausländer aufzugeben. Freitagabend einigten sich Kanzler und Vizekanzler nach einem heftigen Koalitionsstreit auf den Kurswechsel. Fischer sieht darin „einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit“, wenn man wirksame Gegenmaßnahmen gegen Steuervermeidung, Steuerflucht und Steuerhinterziehung ergreift.

So klar war die Position Österreichs nicht immer: 2003 verabschiedeten die EU-Länder eine Zinsbesteuerungsrichtlinie. Zinserträge von Ausländern müssen eigentlich im Rahmen des automatischen Informationsaustausches an das Heimatland gemeldet werden.

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Österreich hat 2003 dieser Richtlinie zugestimmt“, erklärt SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer. Doch wegen des Bankgeheimnisses pochten Österreich und Luxemburg auf eine Ausnahme. Sie verwiesen auf Nicht-EU-Mitglieder wie die Schweiz und Liechtenstein. EU-Verhandlungen mit diesen Ländern wurden aber blockiert.

Österreich war bisher wortbrüchig“, kritisiert Krainer. Gleichzeitig könne die Regierung heute „keine Bedingungen stellen für etwas, wo wir schon ,Ja‘ gesagt haben.“ Nachdem Luxemburg Anfang April einlenkte, wechselt jetzt auch Österreich den Kurs.

Was bedeutet der Kurswechsel für Inländer?

Es drohen keine Änderungen. „Von allen derzeitigen Überlegungen auf europäischer Ebene darf das österreichische Bankgeheimnis für Steuerinländer nicht betroffen sein“, stellt die Regierung klar. Allerdings: Viele Zugeständnisse wurden bereits gemacht – etwa das Ende der anonymen Sparbücher (siehe Grafik). Fix ist: Finanzbehörden erhalten weiter keine Infos über Kontobewegungen. Eine Kontoöffnung ist nur bei begründeten Verdachtsmomenten mit richterlichem Beschluss möglich.

Wer ist vom Informationsaustausch betroffen?

Der automatische Informationsaustausch wird vorerst nur für jene Kontoinhaber gelten, die in einem anderen EU-Land steuerpflichtig sind. Krainer: „Für Russen mit einem Konto in Österreich bleibt das Bankgeheimnis bestehen. “ Betroffen sein könnten künftig auch US-Bürger: Die USA streben ein entsprechendes Steuer-Abkommen samt Informationsaustausch mit den EU-Mitgliedsstaaten an.

Wie reagiert die EU auf Österreichs Ankündigung?

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EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta ist vorsichtig optimistisch. „Wenn es wahr ist, dass Österreich bereit ist, das Verhandlungsmandat für ein stärkeres EU-Schweiz-Abkommen zu unterstützen, sind das sehr gute Neuigkeiten“, ließ er seine Sprecherin ausrichten. Nun warte man auf weitere Informationen.

Was sagt man hierzulande zu diesem Schritt?

Die Reaktionen sind gemischt: SPÖ und ÖVP-Politiker begrüßen die Kehrtwende. Für Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny geht „die Diskussion in die richtige Richtung“. FPÖ, BZÖ und Team Stronach üben heftige Kritik. FP-Chef HC Strache sieht einen „Schritt in Richtung Abschaffung des Bankgeheimnisses.“

Was sind die nächsten Schritte?

Österreich wird laut Finanzministerin Maria Fekter einen Brief an Steuerkommissar Semeta schicken. Kanzler Werner Faymann erklärte am Samstag, er strebe eine Einigung mit der EU bis zum Europäischen Rat am 22. Mai an. Dann wird mit der Schweiz & Co. verhandelt. Krainer: „Vor 2015 ändert sich für Kontoinhaber gar nichts.“

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