Wirtschaft

Trotz Corona noch genug Korn

Auch in Zeiten der Corona-Krise muss sich niemand darum sorgen, dass in Österreich das Brot ausgeht. „Die Versorgung mit Getreide und Getreideerzeugnissen war während der deutlich gesteigerten Haushaltseinkäufe zu jedem Zeitpunkt sichergestellt“, versichert der Verwaltungsratsvorsitzende der Agrarmarkt Austria (AMA), Franz Windisch. Die Getreide-Reserven für die Lebensmittelproduktion würden laut AMA bis zu sieben Monate reichen.

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Hamsterkäufe

Zu Beginn der Corona-Krise haben die Haushalte mehr Mehl gekauft. Im März wurden um 39 Prozent mehr Hartweizen für Teigwaren, 27 Prozent mehr Weichweizen, 24 Prozent mehr Dinkel und 10 Prozent mehr Roggen vermahlen. Der Verbrauch der Verarbeitungsindustrie ist hingegen gesunken.

Der Getreideverbrauch in Österreich wird heuer mit jährlich rund 6,5 Tonnen über der Gesamtproduktion von 5,4 Millionen Tonnen liegen. Die Importe betreffen aber lediglich die industrielle Verarbeitung. Getreide, mit einem geringen Eiweißgehalt kann nicht für die Verarbeitung zu Mehl verwendet werden, weil die Backfähigkeit fehlt. Es wird daher zur Tierfütterung verwendet oder industriell verarbeitet. Die Agrana produziert aus Getreide auch Desinfektionsmittel oder Bioethanol.

Einige der im „Green Deal“ der EU-Kommission genannten Maßnahmen würden die Nahrungsmittelproduktion in Europa hingegen verringern. Begründet werden die neuen Vorgaben mit dem Klimaschutz.

Weniger Agrarflächen Die landwirtschaftlichen Flächen in der EU sollen reduziert werden. Dadurch sinkt natürlich auch die Erntemenge.

Weniger Pflanzenschutz Eine weitere Reduktion der Pflanzenschutzmittel beziehungsweise eine Ausweitung der Verbote soll ebenfalls kommen. Was das für Auswirkungen hat, sieht man beim Rübenanbau. Seit dem Verbot von Pflanzenschutzmitteln gegen den Rüsselkäfer gibt es immer wieder Ernteausfälle von bis zu 100 Prozent. Die Rübenbaufläche sinkt daher seit Jahren dramatisch. Verglichen mit dem Vorjahr sind es heuer um 1.209 Hektar weniger.

Ausweitung der Bioflächen Die Erträge der biologischen Landwirtschaft sind geringer als die der konventionellen Landwirtschaft. Während bei Soja der Ertrag um lediglich einige Prozent sinkt, sind es bei Kartoffeln rund 50 Prozent. Der Bio-Anteil an der Ackerfläche ist in Österreich leicht gestiegen und beträgt rund 20 Prozent.

Die Kombination der Maßnahmen der Kommission ergibt eine deutliche Ertragsminderung und würde bei einigen Agrarprodukten zu steigenden Importen führen. Die Verlagerung von Teilen der Agrarproduktion ins EU-Ausland verbessert vielleicht die CO2-Bilanz der EU. Für den weltweiten Klimaschutz bringt das nichts. Im Gegenteil: Durch den Transport nach Europa steigt der weltweite CO2-Ausstoß.

Massive Einwände

Kein Wunder, dass es massive Einwände von Agrarpolitikern gibt. „Es kann nicht sein, dass wir in Europa durch diese Strategie weniger Lebensmittel selbst produzieren und wir dadurch importabhängiger von Drittstaaten werden“, lautet etwa die Kritik von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger.

Immerhin hat die Corona-Krise dazu geführt, dass das Thema Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln an Bedeutung gewonnen hat. AMA-Verwaltungsrat Windisch verweist auf die gestiegene Aufmerksamkeit: „Wir sind systemrelevant.“