Trenkwalder-Chef: Jobs sorgen für Integration
Von Anita Staudacher
Der Chef von Trenkwalder hat positive Erfahrungen in der Vermittlung von Personal aus dem arabischen Raum gemacht.
KURIER: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Integration der jetzt neu ankommenden Flüchtlingen?
Károly Pataki: Das ist eine ganz schwierige Sache, weil neu ankommende Flüchtlinge keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Von uns vermittelt werden erst jene, deren Asylverfahren positiv abgeschlossen ist.
Was können Arbeitskräfteüberlasser hier konkret tun?
Die Zeitarbeit wird ja gerne als Schwarzer Peter hingestellt, aber gerade in der Krise ist sie gut einsetzbar. Durch die Kombi von Ausbildung und Zeitarbeit wird für viele der Zugang zum Arbeitsmarkt erst möglich. Während des temporären Arbeitsverhältnisses können Firmen die Arbeitskräfte kennenlernen und sich dann für eine fixe Anstellung entscheiden. Diese Funktion gewinnt an Wert.
EU-Kommissionspräsident Juncker plädiert für eine Arbeitserlaubnis ab dem ersten Tag der Einreise. Was halten Sie davon?
Wie soll das funktionieren? Niemand stellt jemanden ein, ohne zu wissen, wie lange er überhaupt bleiben darf. Wichtig ist, die Lehrlingsausbildung zu ermöglichen. Das schlimmste ist, junge Leute zwar ins Land, aber dann jahrelang nicht arbeiten zu lassen.
In Deutschland wird gerade eine Job-Barriere gelockert: Flüchtlinge dürfen bereits nach drei Monaten Aufenthalt auch für Zeitarbeitsfirmen arbeiten. Wünschen Sie sich das auch in Österreich?
Da wäre ich sehr vorsichtig. In Österreich ist der Fachkräftemangel nicht so akut wie in Deutschland, wo Hunderttausende fehlen. Ich bin eher dafür, den Arbeitskräfte-Bedarf genau zu erheben und zu schauen, ob Flüchtlinge die dafür nötigen Qualifikationen mitbringen.
Was muss verbessert werden?
Ich bin dafür, dass die Asylverfahren beschleunigt werden, um schnell zu entscheiden, ob jemand bleiben darf oder nicht. Dann können wir die Kompetenzen checken und rasch vermitteln. Ich kann jemanden eine Liste in die Hand drücken und sagen: Rechte Tür AMS zur Nachqualifikation, linke Tür Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft hätte dann sofort einen Pool an neuen Arbeitskräften. So lange aber so ein Schwebe-Zustand besteht wie jetzt, sind diese für die Wirtschaft praktisch nicht da.
Wir haben aber jetzt schon eine hohe Arbeitslosigkeit. Wird der Verdrängungskampf härter?
Die Erfahrung zeigt, dass Flüchtlinge gar keine Österreicher verdrängen, sondern schlecht ausgebildete Migranten, die schon seit vielen Jahren hier sind. Im Niedriglohnsektor sind die Sprachkenntnisse weniger wichtig.
Wo findet man ohne Deutsch-Kenntnisse Arbeit?
Ich würde sagen in vielen Handwerksberufen kommt man mit 1000 Wörtern gut aus. Als Schweißer, Dachdecker oder Staplerfahrer muss man kein Goethe-Institut besucht haben, hier geht’s ums Handwerkliche. Meistens organisiert hier jemand, der gut Deutsch kann, die anderen.
Hat Trenkwalder Erfahrung mit Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan?
Ja, wir haben bereits viele Hunderte Menschen aus dem arabischen Raum vermittelt, vor allem in Industriebetriebe. Das funktioniert sehr gut, wir haben positive Erfahrungen.
Es gibt aber auch viel Kritik, dass Leiharbeit die Löhne nach unten drückt ...
Es gibt überall schwarze Schafe, die versuchen, im Grauen zu fischen. Wir haben auch aktuell ein Problem mit ausländischen Arbeitskräfteüberlassern, die sich nicht an die Gesetze in Österreich halten. Hier müssen mehr Kontrollen her, weil es ja rufschädigend für die ganze Branche ist.
Wird die illegale Beschäftigung zunehmen?
Wenn das Lohn- und Sozialdumping nicht rigoros kontrolliert wird, wird der Schwarzmarkt größer. Der Markt muss sauber sein.
Was macht Trenkwalder, damit eine Job-Integration gelingt?
Wir unterstützen das AMS bei den Kompetenz-Checks, weil wir genau wissen, welche Qualifikationen gebraucht werden. Das kann mitunter sehr rasch gehen. Manchmal weiß man in fünf bis zehn Minuten, wo die Kompetenzen liegen, bei höherwertigen Jobs ist das natürlich etwas anderes.
Mit dem Projekt "Allianz für Integration" will Trenkwalder bis 2017 insgesamt 10.000 schwer vermittelbare Arbeitskräfte, darunter auch Migranten, in dauerhafte Jobs bringen. Wie soll das gelingen?
Wir haben die Initiative vor einem Jahr in Österreich gestartet und inzwischen sind schon mehr als 30 Unternehmen Teil der Allianz, so zum Beispiel die Wiener Städtische oder Casinos Austria. Wir konnten in Österreich bereits 1500 Personen integrieren, davon wurden 300 schon fix bei unseren Partnern eingestellt. Damit das Ganze ordentlich dokumentiert wird, lassen wir das regelmäßig von einem externen Forschungsinstitut überprüfen. Wir werden über die Ergebnisse der Umsetzung halbjährlich berichten.
Wie definieren Sie Integration?
Integriert heißt, wenn eine Person länger als drei Monate bei einem Unternehmen beschäftigt ist beziehungsweise dort dauerhaft einen fixen Job hat. Nach einem Jahr werden etwa 60 Prozent der Zeitarbeiter vom Beschäftiger übernommen. Das ist auch hier unser Ziel.
Sind einheitliche europäische Standards bei der Job-Integration von Flüchtlingen überhaupt realistisch?
Langfristig ja, kurzfristig sicher nicht. Die Arbeitsmärkte und die Arbeitslosensituation ist sehr unterschiedlich. Es gibt keinen einheitlichen Arbeitsmarkt in Europa, sondern 28 völlig unterschiedliche Märkte. Auch die Kultur ist unterschiedlich