Wirtschaft

Toth: "Haben zu wenige Gäste"

Eurotours-Chef Hans-Dieter Toth über zu viele Beamte in der Österreich Werbung, Schaumschlägerei im Tourismus und Hoteliers, die zu emotional sind und zu wenig rechnen.

KURIER: Eurotours hat in Vorjahr laut eigenen Angaben den Urlaub von 1,2 Millionen Reisenden aus 59 Ländern organisiert. Welche Länder machen ihnen derzeit Sorgen?

Hans-Dieter Toth: In Italien spüren wird die Krise. Dass wir dort nur ein Minus von einem Prozentpunkt haben, liegt an der intensiven Marktbearbeitung. Man muss vor Ort sein, um die Leute zu verstehen. Deswegen sind wir auch nach Polen gegangen.

Mit 38 Millionen Einwohnern ein Hoffnungsmarkt?

Absolut. Wir wollen den Umsatz dort binnen zwei Jahren verdreifachen und haben das Vertriebsteam in Krakau aufgestockt. Im harten Wettbewerb ist der starke Vertrieb alles, ein nettes Angebot haben schließlich alle.

Sie gelten ja nicht gerade als großer Fan der Österreich Werbung (ÖW), die das Urlaubsland vermarktet ...

Die ÖW hat ein strukturelles Problem, weil sie nur werben, aber nichts verkaufen darf. Das hat nichts mit den handelnden Personen zu tun. Da wird mit schönen Bildern geworben, aber kein Produkt angeboten. So eine Schaumschlägerei gibt es nur im Tourismus. Zudem sitzen in den Gremien der ÖW, wo die Entscheidungen fallen, zu viele Beamte statt Wirtschaftsleute. Aber ich will mittlerweile nicht mehr auf dem Thema herumhacken, dass sollen andere tun.

Zählt es was, dass Österreich laut World Economic Forum zu den Top-3-Urlaubsländern der Welt gehört?

Österreich hat ein super Produkt und eine begünstigte geografische Lage im Herzen Europas, aber es hapert am Vertrieb und wir verlieren Marktanteile. Da wird über Rekordzahlen gejubelt, aber zwischen 2002 und 2011 ist die Zahl der Gästenächtigungen nur um sieben Prozentpunkte gestiegen. Nichts im Vergleich zu anderen Ländern.

Speziell in den Städten ist der Preiskampf jedenfalls enorm. Machen zusätzliche Betten überhaupt noch Sinn?

Der Konkurrenzkampf ist brutal. In Wien wächst das Bettenangebot ja auch schneller als die Zahl der Gäste. Der Markt reagiert so schnell auf die Nachfrage, dass es immer genug Angebot an Betten geben wird, davon bin ich überzeugt.

Wo gibt es die größten Überkapazitäten?

Prag ist ein Drama. Uns als Vermarkter werden 4-Stern-Betten in zentraler Lage um 30 Euro angeboten. Berlin ist auch nicht weit davon entfernt. Hotelketten versuchen mit billigen Preisen eine gute Auslastung zu erreichen. Sie haben es natürlich leichter als einzelne Hotels. Wenn sie in einer Stadt Verluste schreiben, können sie das mit Gewinnen in anderen Städten ausgleichen. Ich sag aber immer, wir haben nicht zu viele Betten, sondern zu wenige Gäste. Womit wir wieder beim Vertriebsproblem sind.

Manche Hoteliers wollen ihre Betten aber nicht billig bei Veranstaltern wie Hofer-Reisen anbieten, hinter denen Sie stehen. Ist die Angst, dann nur noch billig vermieten zu können, nicht berechtigt?

Wir haben bei Hofer-Reisen nicht nur billige Angebote, sondern auch Weltreisen ab 10.000 Euro und viele Fernreisen um 2000 bis 3000 Euro.

Das hat aber nichts mit den heimischen Hoteliers zu tun ...

Wichtig ist nicht der Tagespreis, sondern was in der Bilanz in der letzten Zeile steht, also der Gewinn. Saisonpreise sind heutzutage doch passé – die Preise müssen sich nach Angebot und Nachfrage richten. Da müssen die Hoteliers flexibler werden.

Zum Beispiel?

In den USA ändern sich die Hotelpreise im Stundentakt – je nach Angebot und Nachfrage. Meiner Meinung nach ist mehr rechnen und weniger Emotion angesagt. Wir vermarkten die Angebote von 5000 Hotels und Leistungsträgern wie Museen, Skiliften und Freizeiteinrichtungen. Die günstigen Preise bei Hofer-Reisen liegen vor allem an den geringen Spannen, da wir keine Provisionen an Zwischenhändler zahlen müssen.

Wie sind die Buchungen für die Osterzeit gelaufen?

Sehr gut. Wegen dem frühen Ostertermin haben wir im März ein zweistelliges Buchungsplus. Heuer wird zu Ostern noch Ski gefahren, im Vorjahr wurde schon gewandert.

Incoming-Agentur

Das Tiroler Unternehmen ist laut eigenen Angaben die größte Incoming-Agentur Mitteleuropas. Sitz von Eurotours ist Kitzbühel, Tochterunternehmen gibt es in Polen, Slowenien, Italien und Deutschland. Im Vorjahr hat Eurotours mit rund 300 Mitarbeitern 242,1 Millionen Euro umgesetzt.

Hans-Dieter Toth

Der 68-Jährige hat das Unternehmen 1980 gegründet. 2003 startete er mit Reise-Paketen für den Diskonter Hofer als Reiseveranstalter durch. Bei Hofer-Reisen hatte Eurotours mit 542.000 Kunden 2012 zweistellige Zuwachsraten beim Passagieraufkommen. Toth ist verheiratet und hat drei Kinder.

Aus Sicht der Branche ist der frühe Ostertermin – nächstes Jahr ist Ostern erst am 20. April – perfekt: Die Saison muss heuer nicht künstlich – mit viel Kunstschnee – in die Länge gestreckt werden, die Hotels sind quasi durchgehend gut gebucht. Die Touristiker in den Skigebieten sind für die Osterwoche entsprechend optimistisch. „Die Schneelage ist überall noch sehr gut“, sagt Tourismusobmann Hans Schenner. „Das Wetter hat sich jetzt wieder gebessert und ich glaube, dass es ein sehr zufriedenstellender Winter wird.“

Zur Halbzeit der Saison (inklusive Jänner) kamen 7,67 Millionen Touristen nach Österreich und verbrachten insgesamt 28,64 Millionen Nächte in den heimischen Beherbergungsbetrieben – um 2,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Selbst im Februar – der heuer um einen Tag kürzer war als 2012 – werden die Zahlen des Vorjahres aller Voraussicht nach gehalten.

Hotels in niedrigeren Lagen halten laut Schenner heuer bis zu den Feiertagen offen, die meisten Hoteliers in höheren Lagen beenden die Saison Mitte oder Ende April. Zu Ostern melden die Bundesländer durch die Bank eine gute Buchungslage. In Kitzbühel liegt die Auslastung bei 65 bis 70 Prozent. Auch rund um Innsbruck sei die Buchungslage weit besser als im Vorjahr. „Da waren wir nicht mal zur Hälfte ausgelastet“, sagt Christoph Stock vom Innsbruck-Tourismus. In der Salzburger Sportwelt Amade waren schon vor eine Woche drei Viertel der Gästebetten reserviert.

Kärnten unter Top-10

In Kärnten rechnet die Branche heuer mit einem Abschneiden über dem Vorjahr. Für den Sommer setzt die Kärnten Werbung auf das Thema „Nachhaltigkeit“. Zumindest laut einer Studie wollen 40 Prozent der deutschen Touristen einen ökologisch einwandfreien Urlaub. Aufwind erhofft sich die Kärnten Werbung auch durch die Platzierung Kärntens unter die Top-10-Urlaubsregionen weltweit im Reiseführer „Lonley Planet“.