Wirtschaft

Tlapa baut die Hälfte der Belegschaft ab

Mit einem radikalen Schnitt versucht das angeschlagene Wiener Modehaus Tlapa eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Das Traditionsunternehmen in Favoriten baut die Hälfte seiner Belegschaft ab und schrumpft zum Outlet-Center. Am Montag wurden 61 von insgesamt 100 Mitarbeitern beim AMS zur Kündigung angemeldet, bestätigt Tlapa-Eigentümer und Geschäftsführer Carlo Vitaly dem KURIER.

Betroffen sind vor allem langjährige Beschäftigte, viele davon über 50 Jahre alt. "Wir müssen uns verjüngen. Ich habe mir ein Team ausgesucht, mit dem ich weitermachen will", erläutert Vitaly.

Sozialplan

Wie viele der angemeldeten Kündigungen es tatsächlich geben werde, hänge von den Verhandlungen mit der Gewerkschaft ab. Diese pocht auf einen Sozialplan. "Die Gespräche dazu beginnen kommende Woche, wir sind laufend in Kontakt mit dem Betriebsrat", bestätigt Barbara Teiber von der Angestellten-Gewerkschaft GPA-djp.

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Der 31-jährige Vitaly übernahm erst Mitte Dezember 2014 das Unternehmen von der "Senator Carl Vitaly Privatstiftung" und fungiert seither auch als Geschäftsführer. Der Enkel des Firmengründers sieht im "City Outlet Center" die einzige Überlebenschance. "Wir waren ja schon in den letzten Jahren ein Outlet mit vielen Rabatt-Aktionen, haben es aber nie richtig kommuniziert". Die Outlet-Kundschaft sei am Standort Favoritenstraße durchaus vorhanden, "wir müssen sie nur zu uns hereinbekommen."

Niedergang

Dem 1873 gegründeten Wiener Modetempel, einst erste Adresse für den eleganten Firm- oder Hochzeitsanzug, weht rauer Wind entgegen. Schon seit Jahren werden Verluste eingefahren, die nur durch "stille Reserven" abgedeckt werden können. 2007 beschäftigte Tlapa im beratungsintensiven Verkauf und der angeschlossenen Schneiderei noch mehr als 170 Mitarbeiter, seither wurde sukzessive Personal abgebaut und das Sortiment umgestellt. Zuletzt sollte bunte Trachtenmode die Umsätze ankurbeln.

Der Vormarsch internationaler Textil-Ketten wie H&M oder Peek & Cloppenburg haben dem Einzelkämpfer ebenso zugesetzt wie der schlechter werdende Standort. Für höherwertige Markenmode gilt die Favoritenstraße als nicht zukunftsfähig. Das neue, nahe gelegene Shopping-Center Hauptbahnhof zieht Kundschaft ab. "Natürlich wäre ich mit Tlapa lieber in die Mariahilfer Straße", seufzt Vitaly, der das Unternehmen jetzt mit Aktionsware wieder "in geordnete Bahnen" bringen möchte. Eine Insolvenzgefahr bestehe aktuell nicht.

Hausverkauf?

Gerüchte, wonach das in Firmenbesitz befindliche Tlapa-Haus bald an eine Immobilienfirma verkauft und das Outlet in ein kleineres Geschäft in der Nähe übersiedelt, dementiert Vitaly: "Ich höre die Gerüchte auch, aber da ist nichts dran. Wir bleiben hier." Auch mögliche Hotel-Pläne weist der Tlapa-Chef in das Reich der Fantasie. Es gebe diesbezüglich keine Anfragen: Aber: "Wenn jemand vorbeikommt und 50 Millionen Euro auf den Tisch legt, werde ich natürlich darüber nachdenken."