Thalia setzt weiter auf das eBook
Von Simone Hoepke
Wenn der deutsche Verleger Manuel Herder Debatten über Industrie 4.0 hört, lehnt er sich entspannt zurück. Zumindest behauptet er das: "Wir sind die Branche, die die Digitalisierung schon hinter sich hat. Vom Online-Vertrieb bis zum Online-Produkt, siehe eBook", sagt Herder. Mit "wir" meint er seinen Verlag und die Buchhandelskette Thalia, die er im Juli diesen Jahres mehrheitlich übernommen hat.
Über den Kaufpreis schweigt Herder. Genauso wie über den Umsatz des Verlages. Die Zahl schwanke stark – je nachdem, ob Bestseller im Programm sind oder nicht – meint Herder, dass ein Jahresumsatz alleine überhaupt wenig Aussagekraft habe. Der Verlag, gegründet 1798, ist vor allem für religiöse und spirituelle Bücher bekannt – von "Die Interviews mit Papst Franziskus" bis zu Schriften vom Dalai Lama. Auf die Verkaufsregale der österreichweit 35 Thalia-Standorte werde der neue Eigentümer keinen Einfluss haben, betont Herder.
Im stationären Buchhandel waren die Umsätze laut Branchenangaben zuletzt um vier Prozent rückläufig, im Onlinehandel legte der Umsatz dagegen um sieben Prozent zu. "Wir entwickeln uns in beiden Bereichen besser", behauptet Josef Pretzl, Chef des (laut eigenen Angaben) Marktführers Thalia, ohne genaue Zahlen zu nennen. Nur so viel: 60 Prozent des Geschäfts macht die Kette mit Büchern, der Rest verteilt sich auf Bastelzubehör, Geschenkartikel oder andere Zusatzsortimente. Wie DVDs, deren Verkaufszahlen bei Thalia übrigens weiter steigen – wohl auch, weil die Konkurrenz immer kleiner wird. Die großen Wachstumszahlen spielen sich für die Kette aber im digitalen Bereich ab – wenn auch auf niedrigem Niveau.
Lesegeräte am Start
Im Vergleich zu den USA, wo schon bis zu 25 Prozent der Bücher als eBook gekauft werden, ist die Quote im deutschsprachigen Raum mit geschätzten fünf Prozent noch bescheiden. Thalia ist es mit dem Lesegerät Tolino gelungen, dem Kindle des US-Online-Riesen Amazon Paroli zu bieten. Laut Pretzl hat Tolino in Österreich und Deutschland einen Marktanteil von 20 Prozent.
Es sind übrigens wenig überraschend die Vielleser, die sich ein Lesegerät kaufen. Vor allem für leichte Kost und Krimis, heißt es. Weniger für Bücher, die sich Belesene und weniger Belesene gerne ins Wohnzimmerregal stellen. Die steigenden eBook-Verkäufe gehen damit auch zulasten der Taschenbücher (–9,1 Prozent Umsatz in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres).