Tele2 kurz vor Comeback als Mobilfunker
Von Anita Staudacher
Die eigene Handy-Vorwahl 0690 steht schon länger fest, der genaue Starttermin wird noch geheim gehalten. Spät aber doch wird der schwedische Telekomkonzern Tele2 vermutlich vor Weihnachten als weiterer virtueller Anbieter (MVNO) in den heimischen Mobilfunk zurückkehren.
"Wir wollen einen signifikanten Marktanteil im Mobilfunk erreichen, aber es wird sicher kein weiteres Diskont-Angebot sein", kündigt Tele2-Österreich-Geschäftsführer Alfred Pufitsch im Gespräch mit dem KURIER an. Tele2 kooperiert mit T-Mobile als Netzbetreiber.
Der Neustart war bereits vor dem Sommer geplant, Mitbewerber wie HoT oder Spusu (Mass Response) kamen den Schweden aber zuvor. Das Tele2-Angebot werde sich deutlich von der Konkurrenz unterscheiden, sagt Pufitsch. Im Visier stehen vor allem Firmenkunden. "Da gibt es noch großes Verbesserungspotenzial in der Branche".
Tele2 will sich mit dem Mobilfunkangebot als Komplett-Anbieter im Telekom-Bereich (Festnetz, Breitband, TV, Mobilfunk) positionieren. Laut Pufitsch wurde dafür ein zweistelliger Millionenbetrag investiert, was sich in der Bilanz für das zweite Quartal auswirkt. Das operative Ergebnis (Ebitda) ging gegenüber dem Vorjahr von 6,4 Mio. auf 4,6 Mio. Euro zurück, der Nettoumsatz sank von 33 auf 31,9 Mio. Euro.
Zweiter Versuch
Es ist der zweite Versuch, im Handygeschäft zu reüssieren. Schon 2003 schnürte Tele2Mobil ein Billigst-Angebot (Vorwahl: 0688) und lockte damit mehr als 100.000 Handy-Kunden ins damalige Netz von One. 2008 war wieder Schluss, die Konzernmutter wollte sich in Österreich auf das profitablere, kabelgebundene Geschäft mit Firmenkunden konzentrieren und verkaufte Tele2Mobil um 7 Millionen Euro an A1 (Telekom Austria).
Ein Fehler, der jetzt offenbar korrigiert wird, denn im Festnetz-Breitband-Markt ist für alternative Anbieter nicht viel zu holen: Der Markt schrumpft, die Regulierung wird zurückgefahren, die Angebote gleichen sich immer mehr an.
Festnetz-Umstellung
Neues Ungemach droht durch die bevorstehende Umstellung der alten Festnetz-Anschlüsse auf IP-Telefonie. Ohne Auflagen für die Telekom Austria könnten die entbündelten Leitungen von den Alternativen quasi einfach abgehängt werden, fürchtet Pufitsch. Tele2 könnte dadurch einen ganzen Geschäftszweig verlieren.
Ohne Bindung
Um im Breitband-Bereich zusätzlich Kunden zu gewinnen, bietet Tele2 seit Anfang September alle Produkte, also Telefonie, Internet, TV, auch ohne Bindungsfrist an. "Wir sind überzeugt, dass die Kunden auch ohne Bindung bei uns bleiben werden“, sagt Pufitsch,
Kein gutes Haar lässt der Tele2-Chef auch an der EU-Telekom-Politik. Diese habe das "US-Modell im Auge", was nichts anderes bedeute, als dass nur einige Netzbetreiber übrig blieben. "Das schränkt nicht nur die Angebots- und Servicevielfalt ein, das gefährdet auch die Investments der alternativen Anbieter".
Was von der Marktliberalisierung übrig blieb, zeigt auch die Mitgliederentwicklung im Verband für Alternative Telekom-Netzbetreiber (VAT). Von den ursprünglich 40 Mitgliedern sind nur noch fünf übrig.