Tag X bei den Metallern: Worum es heute geht
Von Anita Staudacher
Eine Annäherung sieht anders aus: Kurz vor der fünften, streikentscheidenden Verhandlungsrunde zu den Metallerlöhnen heute, Donnerstag ab 13 Uhr, deutet nichts auf eine Einigung hin. Im Gegenteil. Die Gewerkschaft erhöhte diese Woche mit 350 Betriebsversammlungen den Druck auf die Arbeitgeberseite. Vor Beginn der Verhandlungen bekräftigten Pro-Ge-Chefverhandler Rainer Wimmer und GPA-djp-Verhandler Karl Dürtscher die Streikdrohung. Mit ersten Warn-Streiks sei ab Montagmittag zu rechnen, komme es zu keiner Einigung. Nachsatz: "Wir hoffen, dass die Kugel einmal zu rollen beginnt".
Verhandelt werde heute, Donnerstag ausschließlich der Kollektivvertrag für die 192.000 Beschäftigten in der Metalltechnische Industrie, betonte der Obmann der Metalltechnischen Industrie, Christian Knill, bereits am Mittwoch. Die so genannte „Metallerrunde“ sei schon seit sechs Jahren Geschichte , es gebe daher auch keinen Metaller-KV. Knill kritisierte, dass die Betriebsversammlungen in Unternehmen gegeben, für die man gar nicht verhandle. Es sei „unprofessionell und unseriös“, die Metalltechnische Industrie da als Prellbock herzunehmen. "Es werden sich beide Seiten bewegen müssen", betonte er am Donnerstag vor Verhandlungsbeginn. "Durch einen Streik wird es sicher nicht billiger werden".
Die Verhandlungen finden heute auf neutralen Ort im Hotel Vienna Danube am Wiener Handelskai statt. Es wird mit einer Marathonsitzung gerechnet. Die wichtigsten Streitpunkte sind:
Die Knackpunkte
- Lohnerhöhung: Hier liegen die Verhandler meilenwert entfernt. Die Arbeitnehmervertreter beharren seit der ersten Runde auf 5 Prozent oder mindestens 100 Euro im Monat mehr Lohn. Die Arbeitgeber boten bisher 2 Prozent Inflationsausgleich plus einen Anteil an der Produktivitätssteigerung, die sie mit 0,7 Prozent taxieren.
- Arbeitszeit: Hier hat die Gewerkschaft gleich ein Bündel an Forderungen aufgestellt. Sie will etwa höhere Zuschläge und bezahlte Pausen bei langen Arbeitszeiten sowie ein Kündigungsschutz für jene, die Arbeitszeiten von täglich zwölf Stunden oder 60 Stunden pro Woche ablehnen, aufrecht. Die Arbeitgeber wollen nichts von alledem hören, fühlen sich gar nicht zuständig und verweisen auf die Regierung. Sie wollen lieber den Kollektivvertrag modernisieren. Unter dem Stichwort "KV 4.0" soll der Kollektivverträge von Arbeitern und Angestellten zu einem "Beschäftigten-KV" zusammengeführt werden. Dazu soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die dafür zwei Jahre Zeit bekommen soll. Beide Punkte werden von den Gewerkschaftern bisher abgelehnt - die Arbeitgeber wollten damit nur von wichtigeren Punkten ablenken.
Mögliche Streikfolgen
Die Mobilisierungskraft der Metaller-Gewerkschaft ist traditionell groß. Knill meinte schon im Vorfeld, dass die Arbeitgeber durchaus einen Streik "in Kauf nehmen müssen", wenn sich die Arbeitnehmerseite nicht bewegt. Der Streik dürfte aber zweifelsohne den Druck auf einen aus Sicht der Gewerkschaft besseren Abschluss erhöhen.
Und er könnte auch als Signal für die parallel stattfindenden KV-Verhandlungen im Handel dienen. Heute findet die zweite Verhandlungsrunde statt. Zankapfel ist auch hier das Thema Arbeitszeit. Ein Zielwert für das geforderte Gehaltsplus wurde noch gar nicht genannt.