Wirtschaft

Tag der Lehre: Minze pflanzen, Mäuse fangen

Es ist ein erdiger Beruf, krisenfest und zukunftsträchtig. Und doch ein wenig morbid, weshalb sich die Friedhofsgärtner um den Nachwuchs sorgen: "Die Jugendlichen glauben immer, dass wir Löcher graben, dabei lassen wir die Friedhöfe erblühen", erklärt Gärtner Thomas Hirschbeck. Er hält auf der Lehrberufsmesse im Wiener MAK Ausschau nach geeigneten Lehrlingen und lässt die Jugendlichen allerlei Grünzeug pflanzen.

Der 14-jährige Dominik und seine Mitschülerinnen greifen eifrig in die Erde. Dass es sich bei der Pflanze um eine Minze handelt, wissen sie nicht. "Ja, riecht’s halt dran", rät der Gärtner. Nützt aber nichts. Dominik liebt zwar Pflanzen, möchte aber trotzdem "eher Kfz-Mechaniker" werden. Ein Klassiker. Obwohl es 200 verschiedene Lehrberufe gibt, entscheidet sich bei den Burschen jeder vierte für Kfz- oder Metalltechnik. Fast die Hälfte aller Mädchen werden als Verkäuferin, Bürokauffrau oder Friseurin ausgebildet. Der vom Wirtschaftsministerium initiierte "Tag der Lehre" möchte hier gegensteuern und mit mehr als 40 Ausbildungsbetrieben den Jugendlichen Alternativen aufzeigen.

Mäuse fangen zum Beispiel. Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer, für Maturanten nur zwei Jahre. Plagen müssen sich die rund 65 heimischen Betriebe weniger mit gefräßigen Biestern als mit Nachwuchssorgen: "Wir haben derzeit zehn bis zwölf offene Lehrstellen, fünf allein in Wien", sagt Theodor Finger, Ausbildner an der Fachberufsschule in St. Veit an der Glan. Heuer sei ein "Mäusejahr", berichtet er von vermehrten Einsätzen in der Gastronomie, auch Bettwanzen in der Hotellerie würden nach wie vor gute Aufträge bescheren. Know-how in Chemie schadet nie.

Fitness

Mehr Zulauf als die Mäusefänger haben die Fitnesstrainer nebenan. Der durchtrainierte Andrew (21) von den Bodystyle-Fitness-Studios in Wien erklärt einem Jugendlichen die Geräte und wirbt für seinen Beruf. "Wer sich für den Sport begeistert, sollte sich zum Fitnessbetreuer oder Sportadministrator ausbilden lassen". Was bei der Jugend leider weniger gut ankommt: "Die Arbeitszeiten sind halt oft am Abend".

Bei den Tischlern versucht sich der 14-jährige Alex etwas unsicher an der Säge, um sich "ein bisserl die Zeit zu vertreiben" wie er meint. Das "goldene Handwerk" wie auf dem Plakat dahinter zu lesen ist, kann seine Aufmerksamkeit nur kurz erregen, schon zieht er mit der Gruppe weiter. "Die Chancen als Tischlerlehrling sind sehr gut, aber interessieren sollten sich die Jugendlichen schon für den Beruf", seufzt Tischlermeister Alfred Schmiedmaier. Das Interesse der Jugend gilt inzwischen längst den Rappern auf der Radio-Max-Bühne von Rewe.