Wirtschaft

Studie: Medikamenten-Freigabe bringt wenig Vorteile

Aller guten Dinge sind drei. Im dritten Anlauf will die Drogeriemarktkette dm erreichen, dass sie auch in Österreich rezeptfreie Medikamente – vor allem Erkältungs- und Schmerzmittel – in ihre Regale schlichten darf. Zwei Mal wurde ein solches Begehren vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) schon zurückgewiesen, zuletzt aus formalen Gründen. In den nächsten Monaten erfolgt ein neuer Antrag. dm beklagt bekanntlich einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Versand-Apotheken.

Preisrutsch blieb aus

Sollte es wie in anderen EU-Ländern längst üblich zur Freigabe kommen, wären die Vorteile für die Konsumenten eher gering, geht aus einer IHS-Studie im Auftrag des Apothekerverbandes hervor. In jenen Ländern, wo der Markt liberalisiert ist, habe dies längerfristig weder zu einer breiteren Versorgung noch zu fallenden Preisen geführt. In Norwegen etwa hat sich binnen drei Jahren der Apothekenmarkt auf wenige Ketten konzentriert, die Preise sind laut Studie dort sogar wieder um 20 Prozent gestiegen. "Anstatt eines höheren Wettbewerbs bildeten sich Ketten, die jetzt den Markt beherrschen", warnt Apothekerverbands-Präsident Jürgen Rehak auch vor einer Aufweichung bestehender Gesetze. So muss in Österreich eine Apotheke von einem Apotheker geführt werden, ein Verbot von Fremd- und Mehrbesitz verhindert Kettenbildung.

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Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Apotheken halten sich laut Rehak in Grenzen, ein großes Apothekersterben erwartet er nicht. "Es wäre kein furchtbares Dilemma, aber es wird zu Leistungseinschränkungen kommen." Rezeptfreie Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel würden den Löwenanteil des Gewinns ausmachen. Sinkt der Absatz, müsste wohl bei Extra-Services wie Nachtdiensten gespart werden. Nachtdienste kosten die Apotheken etwa 30 Mio. Euro im Jahr.

Medikamentenschwemme

Rehak warnt auch vor negativen Folgen für die Volksgesundheit, sollten zu viele Medikamente ohne Beratung frei erhältlich sein. "Medikamente sind keine Badekugeln, jedes Arzneimittel hat auch unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen." Es könne kein Ziel sein, so viel wie möglich Medikamente zu verkaufen, sondern so viel wie nötig. Negatives Beispiel sei hier die USA, wo Paracetamol als Schmerz- und Fiebersenker freigegeben wurde. Die Folge war, dass schon jedes zweite akute Leberversagen durch Paracetamol ausgelöst werde.

E-Medikation

Rehak will die Beratungsleistung in den Apotheken im Sinne eines "Medikations-Managements" weiter ausbauen. Wichtig wird dies im Zuge der Umsetzung der E-Medikation, die etwa Mehrfachverschreibungen von Arzneimittel verhindern soll. Die erste Startphase in den Apotheken läuft im März an.