Wirtschaft

Strompreise im Keller: Verbund fällt auf EVN-Niveau

Nicht nur der Ölpreis stürzt täglich weiter ab – am Freitag um 4,4 Prozent auf knapp unter 30 Dollar je Fass –, auch der Strompreis rasselt in unerwartete Tiefen. Der jüngste Strompreis-Crash ereignete sich um den Jahreswechsel, als die Megawattstunde an der Leipziger Strombörse unter 30 Euro fiel. Jetzt kostet sie nur noch 28 Euro für sofortige Lieferung, für die Lieferung 2017 aber nur 23 Euro und das bleibt bis 2020 so.

Für Österreichs größten Wasserkraft-Stromerzeuger Verbund sind das bittere Nachrichten. Die Aktie hat am Freitag mit nur noch 10,51 Euro den tiefsten Stand seit zehn Jahren erreicht. Damit kostet der Verbund nur noch wenige Cent mehr als der Landesversorger EVN, dessen Aktie, vom Strompreisverfall unbeeinflusst, seit Langem zwischen 9,70 und 10,50 Euro pendelt.

Analysten sind wenig optimistisch, dass sich am Verbund-Kurs bald etwas zum Besseren wendet. Kepler Cheuvreux etwa rechnet mit einem weiteren Kursverfall auf neun Euro. Kein Stromversorger in Europa hänge derart stark vom Börsenstrompreis ab wie der Verbund, lautet die Begründung der Analysten.

Mit jedem Euro an weiterem Rückgang der Strom-Großhandelspreise fällt der Gewinn des Verbund weiter. Die Energiewende sei ein Grund für die Leiden des Versorgers, so Kepler Cheuvreux. Sie bringe dem Verbund allerdings auch ein zusätzliches Geschäft – nämlich das Managen von Engpässen im Stromnetz, die durch das tageweise Überangebot an Windstrom entstehen. Längerfristig aber wird dieses Geschäft auslaufen, erwarten die Analysten.

Abwertungen

Der Verbund wird nach Analystenschätzung seine interne Strompreisprognose deutlich reduzieren müssen. Noch rechnet der Konzern laut Geschäftsbericht mit 57,70 Euro je Megawattstunde bis 2020. Und mit der Revision werden die 2009 erworbenen Grenzkraftwerke am Inn nochmals abgewertet werden müssen.