Streit um Arbeitsbedingungen im Wiener Tourismus
Von Anita Staudacher
Der Städtetourismus in Wien jubelt über immer neue Nächtigungsrekorde, doch die Beschäftigten haben laut Gewerkschaft und Arbeiterkammer (AK) herzlich wenig davon. Hohe Arbeitsbelastung, kaum Perspektiven und karger Lohn machen die Hotellerie- und Gastronomie speziell in Wien zu einer "Fluchtbranche".
Nur ein Drittel der Beschäftigten kann sich hier vorstellen, auf lange Sicht in derselben Position zu bleiben, drei Viertel kommen mit ihrem Einkommen nicht aus, geht aus einer – nicht repräsentativen – IFES-Umfrage im Auftrag der AK hervor. In den anderen Bundesländern ist die Job-Zufriedenheit größer. "Statt einer stabilen Beschäftigung gibt es im Wiener Tourismus vor allem On-Off-Beziehungen", kritisiert AK-Präsident Rudolf Kaske.
Mehr Ausländer
Kurzfristige, prekäre Jobs und hohe Ausländerbeschäftigung würden das Bild prägen. "Noch funktioniert das System Ausländerbeschäftigung, aber die werden nicht immer kommen", mahnt Kaske zu mehr Nachwuchsarbeit. In Wien sind die Lehrlingszahlen seit 2012 um 19 Prozent gesunken.
Die Arbeitgeberseite wehrt sich heftig gegen die "Pauschalvorwürfe" und das "ewige Schlechtreden" der Branche durch die Gewerkschaft. "Wir suchen händeringend nach Mitarbeitern und würden gerne auch mehr bezahlen, aber das Geld dafür ist einfach nicht da", sagt Peter Dobcak von der Sparte Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer und stöhnt über die jüngste Belastungswelle der Regierung. Die Wirtschaftskammer fordert ein Reformpaket sowie eine stärkere, überregionale Vermittlung von Arbeitslosen in der Branche.
Die Hoteliervereinigung (ÖHV) wiederum verweist auf ihre Ausbildungsoffensive. So findet am kommenden Sonntag erstmals der "Tag der offenen Hoteltür" in 200 Hotels statt. In Wien machen 60 Hotels mit und wollen interessierten Jugendlichen die Arbeit im Hotel schmackhaft machen.
Ein "Tourismusgipfelgespräch", zu dem die AK lädt, soll die Wogen zwischen den Sozialpartnern wieder glätten.