Wirtschaft

Start-up-Szene wird überschätzt

Die wenigsten der knapp 30.000 Neugründungen in Österreich sind so genannte Start-ups, geht aus einer Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer hervor. Demnach wurden im Vorjahr nur rund 500 bis 1000 wachstumsstarke Unternehmen im innovativ-technologischen Umfeld gegründet, insgesamt gibt es je nach Schätzmethode derzeit 2000 bis 4000 Start-ups in Österreich.

Was ein "Start-up" ist, ist freilich eine Frage der Defintion. Der Begriff wird in Politik, Wirtschaft, Forschung und Medien uneinheitlich verwendet. Für die KMU Forschung Austria gilt ein Unternehmen erst als Start-up, wenn es eine (technologische) Innovation einführt oder ein innovatives Geschäftsmodell verwendet, jünger als 10 Jahre ist und ein starkes Umsatz- oder Beschäftigungswachstum verfolgt. Für die Studie wurde eine vorsichtige Abschätzung der Anzahl der Start-up-Unternehmen in Österreich auf Basis einer repräsentativen Unternehmensbefragung mit 3000 Teilnehmern hochgerechnet.

Start-up-Paket

Die Regierung schnürte bereits im Vorjahr ein umfassendes Förderpaket für Start-ups. Seit Jahresbeginn können sich junge Unternehmen die Lohnnebenkosten für die ersten drei Angestellten teils zurückholen. Das Geld stellen je zur Hälfte das Wirtschaft- und das Technologieministerium.

Abgewickelt wird das Förderprogramm von der staatlichen Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws). Nachweislich gezahlte Dienstgeberbeiträge werden einmal im Jahr gefördert. Bis zu 1500 Start-ups sollen profitieren, ein einzelnes Unternehmen kann maximal 125.000 Euro bekommen. Die Förderung ist übrigens nicht mit dem soeben beschlossenen Beschäftigungs-Bonus kombinierbar.

Eine Erleichterung ist auch für ausländische Start-ups, die sich in Österreich niederlassen, geplant. Künftig wird im Rahmen der Rot-Weiß-Rot-Karte eine eigene Kategorie für Start-Up-Gründer eingeführt. Dies erlaubt einen zweijährigen Aufenthalt in Österreich.

Handlungsbedarf

Die Junge Wirtschaft fordert zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zusätzlich eine Arbeitszeitflexibilisierung und Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren. Investments in Start-ups sollen für Risikokapitalgeber, Business Angels (Financiers) und Stiftungen durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten attraktiver werden, so die Bundesgeschäftsführerin der Jungen Wirtschaft, Elisabeth Zehetner-Piewald,

Die Start-up-Gründer in Österreich sind großteils männlich, etwas über 30 Jahre alt und leben oftmals in Wien. Laut dem im vergangenen November veröffentlichten "European Startup Monitor 2016 Country Report Austria" waren 92,9 Prozent der befragten Start-up-Gründer männlich. Rund die Hälfte der Start-ups haben ihren Sitz in Wien, die anderen verteilten sich gleichmäßig auf die anderen Bundesländer. 89 Prozent verwenden Eigenmittel, 55 Prozent erhalten öffentliche Förderungen, 30 Prozent bekommen Unterstützung von Inkubatoren, Acceleratoren und Risikokapitalgebern und 21 Prozent haben einen Business Angel an Bord.