Wirtschaft

Spar Österreich expandiert in Italien

KURIER: Sie kommen gerade aus Italien, mit 550 Standorten der wichtigste Auslandsmarkt von Spar Österreich. Spüren Sie dort die Wirtschaftsflaute?

Gerhard Drexel: Der gesamte Lebensmitteleinzelhandel in Italien weist für 2013 ein Minus von zwei bis drei Prozent aus. Wir sind um ein Prozent gewachsen und haben Marktanteile gewonnen.

Das kriselnde Italien als Hoffnungsmarkt?

Im italienischen Handel vollzieht sich derzeit der Strukturwandel, den wir in Österreich in den 1990er-Jahren hatten. Noch gehören viele Märkte mittelständischen Familienbetrieben. Sie können bei Investitionen, Einkauf und Logistik schwer mit den Großen mithalten. Deswegen werden viele wegfallen. Verstärkt wird der Wandlungsprozess durch schwere politische Fehler aus der Zeit von Berlusconi.

Gute Chancen also für Übernahmen. Haben Sie eine geplant?

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Nein. Aber das ist bei uns nie ausgeschlossen. Wir sind heute in Südtirol/Trentino, Venetien und Friaul-Julisch-Venetien und mit 15 Prozent Marktanteil die Nummer eins. Heuer wollen wir in diesem Gebiet 20 zusätzliche Märkte eröffnen und zirka 15 weitere modernisieren. Zudem beginnen wir in der angrenzenden Region Emilia Romagna. Mit Städten wie Bologna, Parma und Modena ist dort noch viel Potenzial.

In Österreich scheinen die Wachstumsaussichten überschaubar. Können die Umsätze nur noch über höherpreisige Produkte gesteigert werden?

Wir wachsen durch Innovationen, also neue Marken wie Spar Veggie, Spar enjoy oder Spar Premium. Im vergangenen Jahr sind unsere Eigenmarkenumsätze um neun Prozent gestiegen und erreichen 38 Prozent des Großhandelsumsatzes.

Ein gutes Geschäft für Sie, weil die Margen höher sind als bei Markenartikeln, oder?

Oft gibt es gar keine vergleichbaren Markenartikel, deswegen entwickeln wir Eigenmarken. Dass wir damit relativ gut verdienen, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Gut verdienen kann man derzeit auch mit regionaler Ware. Kommt das umstrittene 24 Hektar große Glashausprojekt in Bad Blumau, das mit Thermalwasser beheizt werden soll?

Das wäre uns allen zu wünschen. Die Probebohrungen der Frutura – unseres größten Obst- und Gemüselieferanten – gehen gut voran. Für uns würde das Projekt bedeuten, dass wir weniger Gemüse aus Spanien und Süd-Italien kaufen müssen, weil es dann auch im Winter und Frühjahr Tomaten, Gurken und Paprika aus der Steiermark geben wird.

Im Herbst hatte Spar im Vergleich zur Konkurrenz früh ausländische Tomaten im Sortiment. Gab es Beschaffungsprobleme bei heimischer Ware?

Es gibt oft Probleme, genügend Menge in guter Qualität zu bekommen.

Probleme gab es auch mit der Bundeswettbewerbsbehörde, mit der Sie sich wegen des Vorwurfs von Preisabsprachen einen medienwirksamen Schlagabtausch geliefert haben. Jetzt ist es verhältnismäßig ruhig geworden. Wie das?

Wir haben vor Weihnachten einen Bußgeldantrag bekommen und vor zwei Wochen beim Kartellgericht hiezu eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben. Jetzt sind wir in einem laufenden Verfahren, das wir nicht kommentieren. Das ist der Unterschied zu früher.

Wie werden sich die Lebensmittelpreise 2014 entwickeln?

Im Vorjahr gab es bei Molkereiprodukten Preissteigerungswellen. Ich denke, wir haben heute den Höhepunkt bereits überschritten.

Haben Sie Ihr Ziel von 100 Tankstellen-Shops bis Ende 2013 erreicht?

Wir haben im Vorjahr 22 Spar express Tankstellenshops eröffnet und nun insgesamt 89. Mit der Entwicklung sind wir sehr zufrieden.

Zur Spar-Gruppe gehört auch Hervis, an der der französische Sportartikelriese Decathlon Interesse gezeigt haben soll ...

Wir sind gar nicht gefragt worden, ob wir Hervis verkaufen. Wir werden auch nicht verkaufen. Hervis entwickelt sich gut – und das in einem rückläufigen Markt.

Hervis ist im Vergleich zur Konkurrenz klein, was Nachteile im Einkauf mit sich bringt, oder?

Wir haben keine Nachteile im Einkauf. Hervis ist zusammen mit der französischen Go-Sport-Gruppe Teil einer internationalen Einkaufsorganisation. Eigenmarken und ein Teil der Markenartikel werden zusammen mit Go Sport eingekauft, Hervis kann daher preisaggressiv am Markt auftreten.

Spar Österreich

2013 hat die Spar-Gruppe 12,94 Milliarden Euro (+2,9 Prozent) umgesetzt. In dieser Zahl sind die Umsätze aller Geschäftsfelder – Lebensmittelhandel, Hervis sowie SES-Shoppingcenter – enthalten. Die Auslandstöchter in Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien und Kroatien nahmen mit 4,96 Milliarden um drei Prozent mehr ein als 2012.

In Österreich setzte der Konzern in seinem Kerngeschäft (Lebensmittelhandel) 5,8 Milliarden um (+4,3 Prozent). Im Vorjahr wurden 22 Tankstellenshops eröffnet. Bei Hervis entwickelte sich das Geschäft rückläufig (–3,4 Prozent). Spar beschäftigt 77.000 Mitarbeiter.

Doppler Gruppe

Für die Welser Mineralölgruppe Doppler sind Tankstellenshops ein gutes Geschäft. Das Spar-Express-Konzept mit aktuell 42 Doppler-Standorten legte 2013 um 35 Prozent zu. 2013 setzte Doppler mit rund 200 Tankstellen 800 Millionen Euro um.