Pfizer-Chef Rumler fordert Gesundheitsgipfel
Von Anita Staudacher
Die Pharmaindustrie möchte sich nach Vorlage der Effizienzstudie über die Sozialversicherungen aktiver in die heimische Gesundheitspolitik einbringen. Robin Rumler, Geschäftsführer von Pfizer Austria und Vizepräsident des Branchenverbandes Pharmig, fordert im KURIER-Gespräch, "dass die großen Brocken im Gesundheitswesen nun endlich angegangen werden, damit wir das System fit für die Zukunft macht. Nach einer 630.000 Euro teuren Studie mit zahlreichen Veränderungsvorschläge dürfe nicht alles bleiben wie es ist.
Masterplan
Rumler fordert von der kommenden Regierung einen eigenen "Masterplan für Gesundheit" mit konkreten, nationalen Gesundheitszielen. "Gesund alt werden muss dabei die gemeinsame Mission sein", so Rumler. Als wichtigste Maßnahmen nennt er Krankheitsprävention von frühester Kindheit an und einheitliche Richtlinien für die Therapien von Krankheiten. Definiert und überprüft werden sollen die Gesundheitsziele von einem jährlich stattfindenden, breit aufgestellten "Gesundheitsgipfel": Rumler: "Da müssen alle Beteiligten im Gesundheitssystem an einen Tisch: Ärzte, Apotheker, Pfleger, Selbsthilfegruppen, Beitragszahler und die Industrie."
Als Vorbild für nationale Gesundheitsziele nennt er Finnland, wo mit der Initiative "Smoke free Finland 2040" die Zahl der Lungenkrebs-Fälle reduziert werden soll.
Medikamentenpreise
Das Engagement der Pharmabranche ist verständlich, ist das Verhältnis zum Hauptverband der Sozialversicherungsträger doch seit Jahren von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Die Krankenkassen werfen der Pharmaindustrie vor, sich mit immer teureren Medikamenten auf Kosten der Versicherten zu bereichern. "Den Vorwurf, dass die Medikamentenkosten explodieren, möchte ich klipp und klar zurückweisen", kontert Rumler.
Und geht selbst in die Offensive. Durch den Solidarbeitrag der Pharmabranche (125 Mio. Euro, Anm.) und individuelle Rabatte der Hersteller hätten die Krankenkassen im Vorjahr immerhin einen Überschuss erzielt. Der Hauptverband ziehe diesen Solidarbeitrag aber nicht von den Medikamentenkosten ab, sondern weise ihn als "sonstige Einnahmen" aus, um die wahren Kosten zu verschleiern und die Medikamentenpreise zum Politikum zu machen.
Andere Kostentreiber
Die wahren Kostentreiber im System ortet Rumler ohnehin woanders, etwa im aufgeblähten Spitalssektor. Hier sollte es mehr Schwerpunkt-Krankenhäuser geben und die Ambulanzen durch den niedergelassenen Bereich (Primärversorgungszentren, Anm.) entlastet werden. Zum Vergleich: Medikamente machen etwa 20 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen aus, mehr als die Hälfte fließt an Ärzte und Spitäler.
Allein Pfizer brachte in den vergangenen zwölf Monaten vier neue Therapien auf den österreichischen Markt, darunter zwei Krebsmedikamente (gegen Brustkrebs und Leukämie, Anm.), ein Antibiotikum sowie ein Rheuma-Medikament. Im September wird die Zulassung für ein gemeinsam mit Merck entwickeltes Mittel gegen eine seltene Hautkrebs-Erkrankung erwartet.
Klinische Studien
Ferner führt Pfizer 20 klinische Studien in Österreich durch, darunter eine der weltweit größten gegen Brustkrebs in Kooperation mit der Wiener ABCSG (Austrian Breast and Colorectal Study Group, Anm.), die die Studie weltweit (außer USA) leitet. 4600 Patienten aus 24 Länder nehmen an der Studie teil, 500 davon aus Österreich. „18 österreichische Spitäler sind daran beteiligt“, sagt Rumler.
Insgesamt hat der Viagra-Hersteller 135 Medikamente auf dem österreichischen Markt und verkauft mit Thermacare, Vitasprint oder Centrum auch umsatzstarke rezeptfreie Produkte. In Orth an der Donau werden FSME- und Meningokokken-Impfstoffe für Österreich und den Weltmarkt hergestellt. Pfizer beschäftigt in Österreich 540 Mitarbeiter.