Sozialminister verteidigt Schwerarbeitspension
Von Anita Staudacher
Für heftige Reaktionen sorgen Aussagen von Wirtschaftskammer-Sozialexperten Martin Gleitsmann, der im KURIER-Interview Zweifel am Anstieg des faktischen Pensionsantrittsalters in Österreich hegte. Gleitsmann meinte unter anderem, dass auch Reha-Geldbezieher eigentlich (Invaliditäts-)Pensionisten seien und daher mitgezählt werden müssten, und kritisierte die nach wie vor vorhandenen Schlupflöcher, etwa bei der Schwerarbeitspension.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer weist den Vorwurf der "Statistik-Tricks" zurück und verteidigt die Schwerarbeitspension: "Diese Pensionsform war nie abschlagsfrei und wird es auch nicht werden", stellt Hundstorfer-Sprecher Norbert Schnurrer klar. Zwar sinken die Abschläge von derzeit 4,2 Prozent auf 1,8 Prozent, doch von "Schlupfloch" könne keine Rede sein. So gäbe es heuer in den ersten fünf Monaten 476 Zuerkennungen, im Vorjahr waren es 1393 (von insgesamt 93.000 Pensionsantritten), darunter 955 Arbeiter und Angestellte. Für die Schwerarbeitspension muss man in den letzten 20 Jahren zehn Jahre Schwerarbeit verrichtet haben.
Reha-Geld
Dass Bezieher von Reha- oder Umschulungsgeld nicht als Invaliditätspensionisten gezählt werden, sei "im Einvernehmen mit der Wirtschaftskammer" beschlossen worden und daher kein Geheimnis, spielt Schnurrer den Ball zurück an Gleitsmann. Schließlich sei der Sinn und Zweck der Sache, dass die Betroffenen nach der Genesung wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und eben nicht in Pension gehen.
ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel stellt sich hinter Gleitsmann und spricht von "Pensions-Märchen". "Die SPÖ darf nicht länger die Augen und Ohren vor der dringend benötigten Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters verschließen."