So ticken die Superreichen
Von Anita Staudacher
Geht’s den Reichen gut, geht’s allen gut. Nein, dieser Satz stammt nicht von Frank Stronach, sondern stellt eine weit verbreitete Annahme bei vielen Superreichen dar. Zumindest bei jenen, die die US-Wirtschaftsjournalistin Chrystia Freeland für ihr Buch unter die Lupe nahm. In „Die Superreichen. Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite“ versucht Freeland zu zeigen, dass Vermögende einfach anders ticken als Durchschnittsbürger.
Sie setzen ihr Eigeninteresse mit jenem der Gesellschaft gleich. Einfach weil sie – so die Autorin – in einer eigenen, in sich abgeschlossenen Welt leben. Eine kleine Gruppe von Superreichen vom US-Selfmade-Milliardär über die russischen Oligarchen bis zu den indischen Industrie-Magnaten pflegen einen globalen Jet-Set-Lebensstil, der wenig mit dem normalen Leben in ihrer Heimat gemein hat. Zugleich – und das ist laut Freeland gefährlich – halten sie sich für die Elite ihres Landes und möchten die Politik in ihrem Sinne beeinflussen. Politiker wiederum erliegen der „kognitiven Kaperung“ und handeln im Sinne der Geldelite. Auch weil diese oft wichtige Wirtschaftszweige dominieren oder Parteien fördern.
"Macht zu widerstehen, kann schwer sein"
„Wenn die Elite an der obersten Spitze reicher wird, wächst ihre Fähigkeit, die Spielregeln zu ihren Gunsten zu ändern. Dieser Macht zu widerstehen, kann schwer sein“, schreibt Freeland. Als ehemalige stv. Herausgeberin der Financial Times ist sie mit diesen Kreisen bestens vertraut – neigt aber auch zum Pauschalurteil. Ihr Befund: In der Plutokratie (Herrschaft des Reichtums) geht die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auf, weil das Eigeninteresse vor dem Gemeinwohl steht.
Das Buch geht auch der interessanten Frage nach, wer denn der reichste Mensch der Geschichte war. Sieger ist weder Marcus Crassus, der Reichste im Römischen Reich, noch der legendäre John D. Rockefeller. Beide müssen sich einem Mexikaner von heute geschlagen geben: Telefonie-Tycoon Carlos Slim sitzt laut Forbes auf einem Vermögen von 69 Milliarden Dollar, was dem durchschnittlichen Jahresverdienst von 400.000 (!) Mexikanern oder sechs Prozent der Wirtschaftsleistung Mexikos entspricht. Slim ist auch zweitgrößter Aktionär der Telekom Austria.