Wirtschaft

Ski, Hauben und Volksmusik für das Reich der Mitte

China ist ein kompetitiver Markt. Jeder will weiterkommen – und das schnell. Auch beim Eingang zur Sportartikelmesse ISPO in Peking. Eine Gruppe von Menschen rennt – unbeeindruckt von den Sicherheitsleuten – die Absperrung vor dem Eingang nieder. Und verschafft sich – zum Ärger jener, die sich brav angestellt haben – Zutritt zur Messe. "Ganz normal in China", sagt eine in Peking lebende Österreicherin. "Die Sicherheitskräfte tun nichts", fügt sie augenzwinkernd hinzu. Tatsächlich nimmt von den brüllenden Uniformierten keiner Notiz. Alle wollen pünktlich in den Hallen sein.

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Eröffnungsfeiern sind inChina wichtig. Wer diese verpatzt, wird im Geschäft kein Glück haben, heißt es. Das weiß man auch am ISPO-Gemeinschaftsstand der Österreicher. Dort spielen zur Eröffnung die Burschen der Tiroler Band Alpinbanda auf. Das kommt an. Die Messebesucher greifen begeistert zu Kamera, Handy oder iPad. Es wird gefilmt und fotografiert. Eine Dame, die zu einer Polka zwischen den Ständen von Head, Doppelmayr und Eisbär aufgefordert wird, torkelt wenig später sichtlich schwindlig davon.

400 Millionen Sportler

Die Musik spielt künftig in China, sind sich die angereisten Vertreter von rund 20 österreichischen Firmen einig. Wegen der aufstrebenden Mittelschicht. 400 Millionen Chinesen treiben regelmäßig Sport, Tendenz steigend. Bis 2015 werden zehn Millionen Chinesen Ski oder Snowboard fahren, schätzt der chinesische Skiverband.

"Wer wachsen will, muss hier dabei sein", formuliert es Oskar Andesner, Wirtschaftsdelegierter in Peking. Die Einfuhren von Skiausrüstungen haben sich binnen sechs Jahren mehr als verdoppelt. Bisher war China eher als Lieferant für die Sportartikelindustrie bekannt. Geschätzte zwei Drittel der weltweit nachgefragten Sportartikel kommen aus dem Land der Mitte.

Bei der ISPO wollen mehr als 400 Aussteller mit den Chinesen ins Geschäft kommen. "Der Markt funktioniert ganz anders als in Europa", erklärt Remigio Brunelli von der Tecnica-Gruppe (Blizzard, Nordica, Tecnica, Rollerblade). Es gibt wenige Sporthandelsketten, 80 Prozent seiner Ski werden an Verleihcenter geliefert.

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Horst Hauer ist das erste Mal auf der Messe in Peking. Der Eisbär-Geschäftsführer sucht einen Distributor, der seine in Oberösterreich produzierten Hauben im Luxussegment positioniert. Das Musterbuch gibt er aber nicht aus der Hand. Aus Angst vor Fälschern. "Am leichtesten wäre der Markteintritt mit einem chinesischen Testimonial, vielleicht einer Eiskunstläuferin", sagt er. Chinesen suchen sich gerne Helden, denen sie nacheifern – auch in modischen Fragen.

Auch für Matthias Friedrichkeit vom Kufsteiner Snowboardschuh-Spezialisten Deeluxe ist China "absolut ein Hoffnungsmarkt". Die Firma produziert seit jeher in China, verkauft in Asien bisher aber vor allem in Japan. Die Chinesen würden Farbkontraste lieben, Rot und Gelb seien gefragt. Der Konkurrenzkampf ist freilich hart. Zuletzt sind Giganten wie Nike und Adidas ins Boots-Geschäft eingestiegen.