Wirtschaft

RBI: Hunderte Millionen Verlust mit vielen Fragezeichen

Dass es für die Raiffeisenbank International (RBI) heuer kein gutes Jahr wird, ist seit Längerem klar: Der Verlust von gut 30 Bank-Filialen auf der Krim, enorme Geschäftseinbußen in der umkämpften Ostukraine und Probleme mit Fremdwährungskrediten in Ungarn, machten der Bank schon zum Halbjahr zu schaffen. Dennoch schrieb sie in den ersten sechs Monaten 344 Millionen Euro Gewinn.

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Anleger, die sich von diesen Zahlen beruhigt fühlten, wurden nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz vom 21. August geschockt. Bis zu 500 Millionen Euro Verlust könnte der RBI-Konzern heuer schreiben, teilte Bank-Chef Karl Sevelda am Dienstag mit. Damit hatten nicht einmal die gut informierten Analysten gerechnet. Sie gingen bis Montagabend im Durchschnitt von einem Jahresgewinn von 486 Millionen Euro aus. Dass die Aktie der Bank nach der Verlust-Ankündigung um 13 Prozent einbrach, wundert da nicht.

Doch was ist seit 21. August passiert, dass sich die Erwartung von einem Millionen-Gewinn in einen Millionen-Verlust drehte? „Im August dachten wir noch, die ukrainische Armee wird die Ostukraine kontrollieren können. Jetzt hat dieser Teil der Ukraine einen Autonomie-Status und wir wissen nicht einmal, ob wir dort weiter eine Bank betreiben dürfen“, beschreibt Sevelda die schwierige Lage. Ein Gutteil der 2,9 Mrd. Euro Kredite in dem Land ist abgeschrieben.

Krisenszenario

An einen Verlust von bis zu 500 Millionen Euro wollen Analysten allerdings nicht glauben. „Das ist ein Extremwert. Da müsste viel passieren, das so ein Minus zustande kommt“, sagt Günter Hohberger, Analyst bei der Erste Group. Er schätzt, dass es höchstens 150 Millionen Euro Verlust werden. Thomas Neuhold, Analyst bei Kepler Cheuvreux erwartet nicht mehr als minus 100 Millionen Euro: „Für ein größeres Minus müsste die Krise der Ukraine ein weiteres Land erreichen.“ Neuhold glaubt, dass die RBI trotz des Verlustes eine Dividende zahlt – schon allein wegen des Großaktionärs Raiffeisen Zentralbank. An der RZB hängen die Landesbanken. RLB NÖ-Wien und Steiermark haben schon Ergebnisrückgänge wegen der RBI angekündigt.