"Keine Kostenvorteile mehr in China"
Von Anita Staudacher
Für den heimischen Gummikonzern Semperit hat China als billige Werkbank für Europa ausgedient. "China ist ein hochinteressanter Markt von der Nachfrage her, aber wir produzieren in China nicht für den Export, sondern für China. Also China für China", erläutert Semperit-Vorstandsvorsitzender Thomas Fahnemann dem KURIER. Er sehe keine Kostenvorteile mehr darin, in China zu fertigen und die Waren dann zu exportieren.
"Die Kosten sind gestiegen, die Schere zu Europa schließt sich langsam", so Fahnemann. Die Energiepreise seien teilweise schon höher als in Österreich, die Löhne würden jährlich um zehn bis 15 Prozent steigen. "Wir bauen daher sicherlich keine großen Kapazitäten in China auf, sondern investieren lieber in den Vertrieb." Erst kürzlich wurde ein neues Vertriebsbüro eröffnet.
Drei Werke
Semperit hat derzeit drei Produktionsstandorte in China: Einen für Rolltreppen-Handläufe, eine Fertigung von Industrieschläuchen sowie eine Gummi-Förderband-Fabrik in der Provinz Shandong. Letztere beliefert die chinesische Rohstoff-Industrie. "50 Prozent des weltweiten Bedarfs an Förderbändern kommt aus China", erklärt Fahnemann und möchte mit Semperit noch präsenter am lokalen Markt sein.
Insgesamt rechnet der Konzern 2015 mit einer eher flachen Nachfrageentwicklung in Asien. In Zentral- und Osteuropa (insbesondere Russland) habe sich die Konjunktur sogar merklich abgekühlt.
Zugpferd Deutschland
Einen leichten Konjunkturaufschwung spürt Fahnemann hingegen in Westeuropa, insbesondere Deutschland sei das Zugpferd. Hier wird auch wieder investiert. Semperit schloss erst kürzlich die Übernahme des deutschen Profilherstellers Leeser ab. Weitere Übernahmeziele sieht der Semperit-Chef derzeit nicht, daher werde vor allem in den Ausbau der eigenen Werke investiert, unter anderem in die Erweiterung der Gummihandschuh-Fabrik in Malaysia. Das neue Werk soll im dritten oder vierten Quartal in Betrieb gehen und 4,5 Milliarden Handschuhe im Jahr produzieren.
1. Quartal
Im ersten Quartal 2015 konnte Semperit sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis zulegen. Der Konzernumsatz stieg um 2,1 Prozent auf 217,5 Millionen Euro, der Nettogewinn verbesserte sich um 6,4 Prozent auf 13,6 Millionen Euro. Keine Neuigkeiten gibt es zu den Rechtsstreitigkeiten mit Siam Sempermed in Thailand. Der Zwist zwang Semperit dazu, das Joint Venture aus der Bilanz zu nehmen. Der Umsatz soll deswegen heuer um ein Zehntel geringer ausfallen und das Ebit um ein Fünftel schrumpfen. Die Quartalsergebnisse sind daher mit den Vorjahreswerten nur bedingt vergleichbar.
TTIP
Gelassen nimmt Fahnemann die Debatte rund um das EU-USA-Freihandelsabkommen TTIP. "Ich erwarte mir keinen unmittelbaren Auftragsschub. Generell wird das Abkommen zwar etwas bringen, aber unsere Produkte sind kaum davon betroffen." Semperit sei jetzt schon "gut unterwegs" in den USA. In New Jersey gibt es ein eigenes Werk.