Wirtschaft

Sektkorken knallen wieder öfter

"Sekt hat ein schlechtes Image", sagt ausgerechnet Eduard Kranebitter, Chef der Sektkellerei Schlumberger. Schuld sei der billige Sprudel, der zu vielen Anlässen gereicht wird – und vielen die Lust auf Perlendes verdirbt.

Ganz so schlimm scheint der Ruf aber doch nicht zu sein. Immerhin trinken laut Branchenreport 93 Prozent der Österreicher Sekt. Mehr als jeder Fünfte davon sogar zumindest einmal im Monat, also nicht nur wenn ein Geburtstag, Muttertag oder der Jahreswechsel gefeiert wird.

Was den Herstellern auffällt: Die Sektkorken knallen neuerdings verstärkt in den eigenen vier Wänden – vielleicht auch, weil viele aufs Geld schauen, und nicht im Restaurant so viel für ein Glas bezahlen wollen wie im Handel für die ganze Flasche.

Neuer Marktführer

In Österreich verkauft niemand so viel Sekt wie die Schlumberger-Gruppe, zu der auch die Marken Hochriegl, Goldeck und Sens gehören. Der Wiener Traditionsbetrieb, der heuer sein 175-jähriges Bestehen feiert, darf sich am Heimmarkt aber erst seit zwei Jahren Marktführer nennen. Etwa ein halbes Jahrhundert hatte die deutsche Henkell-Gruppe (Marken wie Söhnlein, Kupferberg, Fürst Metternich) diesen Titel für sich beansprucht.

Weltweit kommen immer mehr Menschen auf den Schaumweingeschmack, allen voran in den USA, wo Prosecco gerade auf Siegeszug ist. So wie zuletzt auch in Österreich, was allerdings steuerliche Gründe hatte. Im Jahr 2014 wurden durch die Einführung der Schaumweinsteuer auf jede 0,75-Liter-Flasche Sekt 90 Cent Steuer aufgeschlagen – Prosecco und Frizzante waren davon nicht betroffen. Ein Wettbewerbsvorteil, der sich auch in den Verkaufsstatistiken niedergeschlagen hat. Die Sektumsätze sind seither um rund ein Fünftel eingebrochen, beginnen sich seit dem Vorjahr aber wieder zu stabilisieren. Kranebitter: "Die Talsohle scheint erreicht zu sein. Wertmäßig weist der Schaumweinmarkt 2016 ein Plus von fünf Prozent aus, mengenmäßig ein Minus von einem Prozent." Sprich: Die Hersteller konnten bessere Preise durchsetzen. Darunter auch Schlumberger: Binnen drei Jahren wurden die Preise zwei Mal nach oben geschraubt.

Wobei die Standardpreise nur die halbe Wahrheit sind. Sekt gibt es quasi immer irgendwo im Angebot. Sieben von zehn Flaschen Schaumwein werden zu Angebotspreisen verkauft, wobei die Quote von Marke zu Marke unterschiedlich hoch ausfällt. Als Faustformel gilt: Je günstiger die Marke, desto höher ihr Aktionsanteil, sagen Branchenkenner.

Mozart soll Export beflügeln

Das Haus Schlumberger – zu dem auch zahlreiche Vertriebsmarken gehören – will nun vor allem im Export wachsen. Nicht nur mit Prickelnden, vor allem mit Spirituosen. Nach fünf Jahren Verhandlung hat Schlumberger im Dezember 2015 die Salzburger Mozart Destillerie vom japanischen Konzern BeamSuntory übernommen. Damit gingen nicht nur die weltweiten Markenrechte rund um die Spirituosen Mozart, Amadeus, Burländer und Ruperti an die Sektkellerei über, sondern auch die Produktionsanlagen und das gesamte Betriebsgelände in Salzburg.

"Weltweit haben wir großes Gewinn-Potenzial was Mozart angeht", ist Kranebitter überzeugt. Schon jetzt macht der Mozart-Likör – der etwa doppelt so viel kostet wie die Flaschen des Konkurrenten Baileys – 80 Prozent des Geschäfts außerhalb von Österreich. Große Märkte sind neben Japan Australien und die USA.