Wirtschaft

Schilling-Nostalgie ist kein Zukunftskonzept

Frank Stronach greift auf, was angeblich 30 Prozent der Österreicher wollen: den Schilling zurück. Das heißt aber: 70 Prozent schätzen Euro-Vorteile wie niedrige Zinsen, geringe Inflation, leichte Preisvergleiche, kein Wechselkursrisiko, kein Umtauschen im Urlaub.

Auch Stronach, der sich selbstverliebt als "Mann der Weltwirtschaft" bezeichnet, müsste es besser wissen. Ein Euro-Abschied hieße, Rezession und den Verlust vieler Tausender Arbeitsplätze zu riskieren. Doch beim Stimmenmaximieren scheint ihm billiger Populismus dienlicher als teure Studien und Expertenrat. Und da unterlaufen Stronach ein paar gravierende Denkfehler.

Irrtum Nr. 1: Nicht der Euro ist in der Krise, sondern Ländern wie Griechenland oder Spanien sind die Schulden über den Kopf gewachsen. Diese Länder brauchen einen eisernen Reformwillen und unsere Solidarität in der Not. Ob wir in Euro oder Schilling zahlen, ändert daran nichts.

Irrtum Nr. 2: Stronach will auch die Rückkehr zu einer eigenständigen Finanz- und Währungspolitik. Die gab es nie. Der Schilling war aus gutem Grund immer an die D-Mark des wichtigsten Handelspartners gebunden.

Irrtum Nr. 3: Stronachs großes Vorbild, seine Steueroase Schweiz, leidet massiv unter dem starken Franken. Die Eidgenossen müssen Milliarden einsetzen, um größeren Schaden von ihrer Wirtschaft abzuwenden. Auch der Schilling würde massiv aufwerten und rasch den Exportmotor abwürgen, weil Österreich als sicherer Anlagehafen gilt. Der Beweis: die Niedrigstzinsen für die Staatsschuld.

Letztlich bleibt: Wer den Euro infrage stellt, setzt den Wohlstand aufs Spiel. Zerbricht die Währungsunion, liegt das Schadenspotenzial für Österreich bei bis zu 40 Milliarden Euro. Das sind mindestens zehn große Sparpakete und die wären mit keinem Schilling der Welt zu verdienen.

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