Rumänen-Zuzug: "Prognose war punktgenau"
Von Anita Staudacher
Seit der vollständigen Öffnung des Arbeitsmarktes im Jänner 2014 hat sich die Zahl der in Österreich arbeitenden Rumänen und Bulgaren um 11.000 auf knapp 40.000 erhöht. Dies geht aus den aktuellen Beschäftigungs-Daten des Hauptverbandes hervor - der KURIER berichtete. Damit war der Zustrom deutlich stärker als vom Sozialministerium erwartet, wo man vor der Öffnung stets von 5500 zusätzlichen Arbeitskräften pro Jahr sprach. Die Prognose stammt aus einer Studie des Wiener Instituts für Internatioale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) und dem Institut für Höhere Studien (IHS).
Nettoeffekt
Während IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer zugibt, dass die Zuwanderung unterschätzt wurde, fühlt sich WIIW-Studienautor Michael Landesmann falsch interpretiert. Bei den prognostizierten 5500 Personen (davon drei Viertel aus Rumänien und ein Viertel aus Bulgarien) handle es sich um den zusätzlichen Zustrom, der sich allein aufgrund des Auslaufens der Übergangsfristen ergebe (Nettoeffekt). Dazu müsse aber noch die Basis-Zuwanderung addiert werden, die auch ohne Freizügigkeit erfolgen würde. In Summe errechnete das WIIW eine Erhöhung des Bestandes an Migranten aus Rumänien und Bulgarien von 14.000. "Wenn man von einer Beschäftigungsrate bei Neuankömmlingen von etwa 70 Prozent ausgeht, dann kommt man ziemlich genau auf die Hauptverbands-Zahl von 11.000", erläutert Landesmann dem KURIER. "Das heißt, die Prognose von seiten des WIIW war punktgenau."
Für Verwirrung bei der Interpretation dürfte gesorgt haben, dass in der Studie zwei unterschiedliche Szenarien verglichen wurden. Das erste Szenario betraf die Zuwanderung bei Beibehaltung der Übergangsbestimmungen und das zweite die Zuwanderung bei vollständiger Liberalsierung. Das WIIW rechnet in der Studie auch für 2015 mit zusätzlich 5200 Personen aus Rumänien und Bulgarien (Nettoeffekt).
Verkraftbar
Für den heimischen Arbeitsmarkt ist diese Zuwanderung locker verkraftbar. Die Arbeitslosenquote wird laut Studie durch den Zuzug nur um 0,03 Prozentpunkte steigen. Wie berichtet, erhöhte sie sich bei den Rumänen und Bulgarien im Vorjahr nur minimal.
Der Bericht über die Auswirkungen der Arbeitsmarktöffnung zum Download (PDF)