Wirtschaft

Rohkaffee-Preis kühlt deutlich ab

Am Weltmarkt kostet Rohkaffee heute nicht einmal halb so viel wie vor zwei Jahren. Der Korbpreis aus den Durchschnittswerten verschiedener Kaffeesorten liegt bei 98 US-Cent pro Pfund und ist damit so niedrig wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. „Die Volatilität steigt, das Einkommen der Bauern wird immer schwerer zu prognostizieren“, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fair Trade Österreich.

Hedgefonds haben zu den Preisausschlägen einen guten Teil beigetragen, da sie seit der Finanzkrise verstärkt mit Rohstoffen spekuliert, sich zuletzt aber wieder zurückgezogen hätten, meint Kirner. Aber auch die Erntemengen sind gestiegen. Kirner: „In den 1990er-Jahren ist Vietnam in den Kaffeeanbau eingestiegen und trägt heute bereits zehn Prozent zur Welternte bei.“

Gute Ernten

Laut der International Coffee Organization (ICO) haben alle exportierenden Länder zusammengerechnet im Vorjahr 145 Millionen Sack Kaffee (je rund 60 Kilogramm) produziert, um zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Ich glaube, das Angebot hat die weltweite Nachfrage bereits hinter sich gelassen“, sagt der frühere Vorsitzende des vietnamesischen Kaffee- und Kakao-Verbandes, Doan Trieu Nhan. „Länder wie Brasilien und Indonesien haben in den vergangenen Jahren sehr gute Ernten eingefahren, der Konsum hat aber nachgelassen.“

In Mittelamerika verdienen Kaffeebauern mitunter weniger, als sie der Anbau kostet. Zudem sind viele Pflanzen in den Gebieten zwischen Mexiko und Panama vom Kaffeerost, einer Pilzerkrankung, betroffen. In Kolumbien rufen Bauern bereits nach staatlicher Hilfe, um die sinkenden Preise, die Verluste durch die Peso-Aufwertung und die Verteuerung von Düngemitteln stemmen zu können. Wann sich die Lage erholt, bleibt offen. Experten schätzen, dass Brasilien heuer um sechs Prozent weniger Kaffee ernten wird. Und Vietnam dürfte aufgrund schlechter Witterung um 15 Prozent weniger liefern.

Kaffee ist nach Erdöl der weltweit wichtigste Exportrohstoff. Der Versuch, wie die Ölländer mit der OPEC, den Kaffeepreis über eine Übereinkunft von Verbraucher- und Erzeugerländern stabil zu halten, ist gescheitert. Wegen Interessenskonflikten ist das sogenannte Internationale Kaffeeabkommen 1989 aufgelöst worden. Seitdem sind die Preise auf Berg- und Talfahrt.

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Inwieweit die fallenden Rohkaffeepreise an die Konsumenten weiter gegeben werden, bleibt abzuwarten. Laut Fair Trade landen überhaupt nur sieben bis zehn Prozent des Supermarktpreises bei den Bauern. Am Weg zum Konsumenten wechseln die Bohnen mitunter mehr als zehn Mal den Besitzer.

Das Kaffeegeschäft ist stark konzentriert. Vier von zehn Euro, die im Kaffeehandel umgesetzt werden, gehen laut Branchenschätzungen an nur vier Händler: ECOM, Louis Dreyfus, Neumann und Volcafe. Bei der Röstung und beim Marketing teilen sich Nestlé, Kraft, Procter&Gamble, Sara Lee und Tchibo die Hälfte des Weltmarktes untereinander auf. Tchibo hat in Österreich Mitte 2013 zumindest seine Zehner-Packung Kaffeekapseln um 50 Cent verbilligt. Die Zahl jener, die Kaffee zum regulären Preis kaufen, hält sich aber ohnehin in Grenzen. Jeder zweite Kaffee wird in Aktion verkauft.

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