Wirtschaft

Rekordhoch: So viele Leiharbeiter wie noch nie

Die Arbeitskräfteüberlassung erlebt in Österreich einen neuen Höhenflug. Die wieder anziehende Auftragslage in der Industrie und am Bau ließ die Zahl der Beschäftigten erstmals über 100.000 steigen. Ende Oktober gab es laut Hauptverbands-Daten 103.000 Leiharbeiter, das waren um 14.000 bzw. 15,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. "Damit haben wir einen neuen Höchststand erreicht", sagt Erich Pichorner, Geschäftsführer von Manpower und Branchensprecher der Personaldienstleister in der Wirtschaftskammer (WKÖ).

Flexibilität gefragt

Viele Betriebe würden dem aktuellen Aufschwung nicht trauen und daher vor längerfristiger Fixbeschäftigung noch zurückscheuen. Daran werde auch der seit Sommer mögliche Beschäftigungsbonus für zusätzliche Jobs nichts ändern, glaubt Pichorner. Die direkte Übernahme von Leiharbeitern in Fixbeschäftigung wird bekanntlich nicht gefördert. Dazwischen müssen zumindest sechs Monate liegen. Beim AMS sind aktuell rund 32.000 arbeitslose Leiharbeiter vorgemerkt, um neun Prozent weniger als im Vorjahr.

Alle Inhalte anzeigen

Pichorner glaubt, dass mit rund 100.000 Beschäftigten "ein Plafond" in der heimischen Zeitarbeit erreicht ist. "Wir erwarten nicht, dass es so weitergehen wird. Das Potenzial ist langsam erschöpft." Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung erreichte mit ca. 2,8 Prozent in etwa das Niveau von Deutschland, in der Industrie ist der Anteil jedoch weit höher. Das größte Wachstum wird inzwischen aber im Dienstleistungsbereich erzielt. Zum Vergleich: 1998 gab es in Österreich erst rund 20.000 Leiharbeiter.

Für Leiharbeiter gilt in Österreich seit 2002 ein eigener Kollektivvertrag (KV), der Mindestgehalt liegt derzeit bei 1556 Euro, aktuell finden zwischen den Sozialpartnern wieder Lohnverhandlungen statt. Unter Druck geraten die heimischen Zeitarbeitsfirmen durch die steigende Anzahl ausländischer Arbeitskräfte, die nach Österreich entsendet und oft unter KV bezahlt werden.

12-Stunden-Tag

Mögliche negative Auswirkungen auf die Branche dürfte die geplante Flexibilisierung der Arbeitszeit – Stichwort 12-Stunden-Tag – haben. Auftragsspitzen lassen sich dadurch besser ausgleichen, zusätzliches Personal wird daher weniger gebraucht. "Das könnte uns schon treffen", so Pichorner, der die Flexibilisierung aber grundsätzlich begrüßt, weil etwa bei Dienstreisen mitunter die Zehn-Stunden-Grenze überschritten werde.

Gedämpfter Beschäftigungsausblick

Laut aktuellem Arbeitsmarktbarometer von Manpower lässt die zuletzt starke Personal-Nachfrage in der heimischen Wirtschaft im ersten Quartal 2018 etwas nach. Die 753 befragten Personalisten rechnen mit einer Stagnation am Arbeitsmarkt, in Kleinunternehmen wird sogar ein Personalrückgang erwartet. Während die Arbeitgeber in Oberösterreich noch optimistisch sind, sind die Prognosen für Wien und Kärnten eher gedämpft.