Wirtschaft

RBI denkt nach Jahren des Sparens wieder an Zukäufe in Osteuropa

Jahrelang ging es in der Raiffeisen Bank International vor allem um eines: Sparen, Geschäfte zurückfahren und Kapital aufbauen. Mit der Veräußerung der Bankentochter in Polen im heurigen Jahr aber ist der letzte Akt dieses Prozesses vollzogen.

„Wir sind jetzt kapitalstark genug, um wieder an Zukäufe zu denken“, sagte Johann Strobl, Chef der RBI, am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er denkt dabei vor allem an Tschechien, die Slowakei und Rumänien. Aber auch für die Aktionäre bleibt mehr: Die Dividende für 2018 soll steigen. Der Bankenmarkt in Osteuropa sei in Bewegung. „Da sind wieder einige Banken auf dem Markt“, betonte Strobl. Es stünden sowohl Privatisierungen von zuvor verstaatlichten Banken an als auch der Rückzug von Auslandsinstituten. So würden etwa griechische Banken ihre Töchter in diesen Ländern wieder verkaufen wollen. Auch Private-Equity-Fonds würden ihre Beteiligungen an Finanzinstituten in Osteuropa zum Kauf anbieten.

Ukraine läuft bestens

Fast überraschend ist, dass das Geschäft der RBI in der Ukraine – trotz der jüngsten Verhängung des Kriegsrechts – höchst erfolgreich ist. Keine einzige Filiale in den betroffenen Gebieten musste geschlossen werden, „die Menschen sind noch nicht aufgeregt“, berichtet Strobl von Gesprächen mit RBI-Mitarbeitern in der Ukraine. In den ersten neun Monaten hat die RBI dort bei einem Geschäftsvolumen von nur noch 2,2 Milliarden Euro 130 Millionen Euro nach Steuern verdient. „Bei den hohen Zinsen von 17 Prozent sind eben auch die Margen hoch“, sagt er. Auch in Russland läuft es bestens. Dort hat die Bank von Jänner bis Ende September 368 Millionen Euro nach Steuern verdient.

Kein Wunder also, dass The Banker, das Fachmagazin der Financial Times, die RBI nun zum elften Mal zur „Bank des Jahres in Zentral- und Osteuropa“ kürte. Zudem wurde die Bank auch für Österreich, die Slowakei, Bulgarien und die Ukraine zur „Bank des Jahres“ gewählt.

Risiken sieht Strobl in nächster Zeit in Osteuropa nicht, sondern – wenn überhaupt – im Brexit, in Italien und in den Handelskonflikten der USA mit China. In Polen bleibt der RBI nach dem Verkauf der Tochter ein Wermutstropfen: Drei Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten stehen weiter in den Büchern der RBI.