Wirtschaft

USA könnten auch Moody's klagen

Die USA prüfen nach Informationen von Insidern juristische Schritte gegen die Ratingagentur Moody's wegen der Täuschung von Anlegern. Untersuchungen in diese Richtung befänden sich in einem frühen Stadium, vor allem, weil sich Behörden in erster Linie um die mittlerweile eingereichte Klage gegen die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) gekümmert hätten, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen in der Nacht zu Freitag. Eine Klage gegen Moody's werde vermutlich erst kommen, wenn die Vorwürfe gegen S&P gerichtlich geprüft seien. Das US-Justizministerium und Moody's lehnten eine Stellungnahme dazu ab.

Standard & Poor´s

US-Präsident Barack Obama knöpft sich zu Beginn seiner letzten Amtszeit mit einer Milliardenklage die Ratingagentur S&P vor. Die Regierung verklagt die Agentur auf mehr als 5 Mrd. Dollar (3,69 Mrd. Euro). Damit geht Washington erstmals juristisch gegen eines der großen und am Kapitalmarkt sehr einflussreichen Unternehmen vor, die für den Ausbruch der weltweiten Finanzkrise vor sechs Jahren mitverantwortlich gemacht werden. Die Agenturen hätten, so der Vorwurf, riskante Wertpapiere lange mit zu guten Bonitätsnoten versehen, weil sie selbst davon profitierten.

Die US-Regierung beanstandet Bonitätsnoten für mit Hypotheken abgesicherte Wertpapiere aus dem Jahr 2007, also kurz vor der Finanzkrise. Wie aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht, strebt die Regierung ein Zivilverfahren an. Anders als in strafrechtlichen Prozessen gilt die Beweisführung in solchen Fällen als leichter. Die gewöhnlich gut informierte New York Times berichtete, Verhandlungen zwischen S&P und dem Justizministerium seien vorige Woche gescheitert, nachdem die Regierung eine Einigung oberhalb einer Milliarde Dollar gefordert habe.

Laut S&P dürfte es in dem Fall vor allem um verbriefte Hypothekenkredite (CDOs) gehen. Die Agentur teilte mit, es sei falsch anzunehmen, geschäftliche Überlegungen hätten die Ratings beeinflusst. Die Emittenten der Wertpapiere bezahlen die Agenturen, worin Kritiker einen Interessenskonflikt sehen. In zahlreichen anderen Klagen von privaten Investoren hat S&P stets argumentiert, die Ratings seien subjektive Urteile und vom Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt.

S&P mit Staranwalt

S&P hat mit John Keker einen der renommiertesten Anwälte der USA angeheuert, um sich gegen die Klage der US-Regierung zu verteidigen. Die Berufung erfolgte auf Empfehlung eines weiteren Anwalts von S&P, Floyd Abrams. Keker war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Sein Mandantenkreis umfasst neben dem Ex-Radprofi Lance Armstrong auch den ehemaligen Enron-Manager Andrew Fastow.

Bilder: Das Einmaleins der Ratingagenturen

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