Wirtschaft

Moskau: "Ramsch"-Rating hat politische Gründe

Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Russlands auf "Ramschniveau" als "übertrieben pessimistisch" kritisiert. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) habe bei ihrem Schritt die starken Seiten der russischen Wirtschaft nicht berücksichtigt, sagte er der Agentur Tass zufolge in Moskau.

Als Beispiele nannte er hohe Währungsreserven des Landes und eine niedrige Staatsverschuldung. Zuvor hatte Vizeregierungschef Igor Schuwalow gesagt, die Bewertung Russlands durch internationale Ratingagenturen habe oft auch politische Gründe.

Rubel weiter unter Druck

Die US-Ratingagentur S&P hatte die Note für die Kreditwürdigkeit des wirtschaftlich angeschlagenen Landes am Montag gesenkt. Die Herabstufung auf "Ramschniveau" bedeutet, dass Geldanlagen in Staatstitel Russlands als hochspekulativ eingestuft werden. Auch die weiteren Aussichten der russischen Wirtschaft werden negativ beurteilt. Der durch Kapitalflucht und den massiven Verfall der Ölpreise unter Druck geratene russische Rubel reagierte mit starken Verlusten auf die Mitteilung. Russland droht in diesem Jahr wegen der westlichen Sanktionen und des Ölpreiseinbruchs eine tiefe Rezession.

Finanzexperten in Moskau äußerten sich nach der jüngsten Abstufung durch S&P skeptisch zur weiteren Entwicklung der Wirtschaft. "Der Markt hat diesen Schritt erwartet, deshalb ist die Reaktion nicht so stark. Wenn aber der Erdölpreis weiter sinkt und die Ukraine-Krise eskaliert, könnten die anderen Ratingagenturen nachziehen", meinte Ökonom Oleg Kusmin. Sein Kollege Wladimir Tichomirow sagte in Moskau: "Selbst wenn sich die Lage geopolitisch und wirtschaftlich stabilisiert, wird die Erhöhung des Ratings eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen." Die Belastung für Russland bleibe vorerst hoch.

Kremlchef Wladimir Putin hatte am Montag ein Treffen mit Abgeordneten angekündigt, um einen Plan für wirtschaftliche Impulse zu erstellen.