Raiffeisen will „richtiges Tempo“ und mehr „Augenmaß“ in Brüssel
Von Martin Gebhart
Mehr als 700 Gäste waren zur traditionellen Jahrestagung der Raiffeisen-Holding und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien am Freitag gekommen. An der Spitze Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der in seiner kurzen Rede nicht nur die Idee der Genossenschaft lobte, sondern auch seinen Weg für Europa skizzierte. Ein Kontinent, der mit seinen Grundwerten nur dann weiter punkten könne, wenn diese auch mit dem Wohlstandsgedanken verbunden werden.
Als Motto hatte sich Raiffeisen diesmal das Wort „Tempo“ gewählt. In der Einleitung mit dem Nachsatz: „Wir müssen es richtig wählen.“ Was Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding, in seiner Rede so formulierte: „Wir lassen uns Zeit und geben sie auch anderen, wenn es wichtig ist. Aber wir erhöhen das Tempo, wenn es schnell gehen muss.“
Als neuen Schwerpunkt präsentierte Hameseder einen Jugendschwerpunkt, wofür ein eigenes „Raiffeisen-Jugend-Referat“ eingerichtet worden ist. Dazu wird der „Raiffeisen-Jungfunktionär“ eingeführt. Und: „Wir öffnen unser Haus speziell für die Jugend und geben ihnen Zugang zu unserem Wissen und unserer Gemeinschaft.“
Was Hameseder noch betonte: Wie wichtig die regionale und lokale Verankerung der Raiffeisen-Genossenschaften ist. Wobei er besonders Niederösterreich erwähnte, das diesmal durch Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf vertreten war.
Kritik an Brüssel
Kanzler Kurz sagte der Raiffeisen-Obmann bei seinem Streben, die Regelungen in der Europäischen Union zu reduzieren, die volle Unterstützung zu. Vor allem auch im Hinblick auf das Bankenwesen, wo die Brüsseler Tendenzen eher gegen die kleineren, regionalen Genossenschaften sprechen. Deswegen forderte Hameseder von der EU „mehr Augenmaß und Bürgernähe“.
Konkret sprach er aber auch den Pflanzenschutz an. Da gehe es um zukunftsweisende Regeln für die Landwirtschaft, nicht um „agrarutopischen Populismus“.
Die Raiffeisen-Jahrestagung hatte wieder traditionell mit einer Messe begonnen, die diesmal von St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz zelebriert wurde.