Raiffeisen rechnet 2023 mit rückläufigen Immobilienpreisen
Nach Jahren drastisch steigender Immobilienpreise dürfte es 2023 zu einer ersten Beruhigung kommen. Raiffeisen Research rechnet für heuer mit rückläufigen Preisen. Im Österreich-Schnitt erwarten die Marktexperten eine Verbilligung um 5 Prozent. Das sei freilich "moderat im Vergleich zu den starken Anstiegen der letzten Jahre", teilte Raiffeisen Immobilien am Montag mit. 2022 hätten sich Wohnimmobilien in Österreich laut Nationalbank im Schnitt um zehn Prozent verteuert.
Das Ende der dynamischen Preisanstiege bedeute der Einschätzung zufolge aber keine längere Phase der Rückgänge, "und schon gar keinen Sturzflug der Immobilienpreise". Denn auch heuer dürfte sich ein Nachlassen der Neubautätigkeit "preisstabilisierend auswirken".
Der Immobilienmarkt werde heuer von den Themen Energiekrise und Leistbarkeit geprägt. Käuferinnen und Käufer achten den Angaben zufolge verstärkt auf nachhaltige Energiequellen und CO2-Neutralität. Ebenfalls wichtig sei die Frage, "wieviel Platz man sich angesichts des hohen Preisniveaus leisten kann und möchte".
Der Trend zu funktionalen Grundrissen und modernen Energie- und Heizsystemen werde sich fortsetzen. "Es wird zukünftig energieeffizienter, wirtschaftlicher und kostengünstiger gebaut werden müssen", betonte Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich. Auf den Neubau kämen daher enorme Herausforderungen zu.
Mietwohnungen stark nachgefragt
Doch auch bei gebrauchten Wohnimmobilien achteten Interessenten verstärkt auf Energieeffizienz und moderne Heizsysteme beziehungsweise auf die Frage, ob und mit welchem Aufwand Umbau oder Sanierung möglich seien.
Die Mieten dürften 2023 weiter nach oben gehen. Mietwohnungen werden laut Raiffeisen Immobilien "weiterhin sehr stark nachgefragt" werden, auch als Alternative zum Kauf. "Wir erwarten daher steigende Mietpreise, vor allem in den Ballungszentren", so Raiffeisen-Immobilien-Österreich-Sprecher Peter Mayr. Da aber nur ein Eigenheim die Altersvorsorge sichere, werde und müsse es auch Lösungen für die Schaffung von Eigentum geben. "Eine ausbezahlte Immobilie ist der beste Schutz vor Inflation und Altersarmut.", strich Mayr hervor.
Im abgelaufenen Jahr war die Immobiliennachfrage laut Raiffeisen "von einem sehr guten Start, einer getrübten Jahresmitte und einer guten Immobiliennachfrage am Jahresende" geprägt. Steigende Zinsen und die strengere Regulierung bei der Vergabe von Immobilienkrediten hätten "ab Juli dämpfend auf die Nachfrage" gewirkt, die sich jedoch zu Jahresende wieder erholt habe. Da viele Bauträger aufgrund von Zulieferproblemen und Baukostenexplosion Projekte hintanstellen mussten, seien 2022 weniger Neubauobjekt auf den Markt gekommen.
Verkäufe von Zweitwohnsitzen
Die Nachfrage überstieg weiterhin das Angebot. "Bisher kamen trotz höherer Zinsen für Hypothekarkredite und der verschärften Finanzierungsregeln nur wenige Objekte zusätzlich auf den Markt", berichtete Weinberger.
Das galt allerdings nicht für Ferienimmobilien. "Hier konnten wir feststellen, dass vor allem die extrem gestiegenen Energiekosten Verkäufe von Zweitwohnsitzen ausgelöst haben", so der Raiffeisen-Sprecher. Energiekosten und Energiequelle seien generell "Trendthemen 2023".
Die Raiffeisen Immobilien Gruppe beschäftigt rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - davon sind 174 im Maklerbereich tätig. An den rund 100 Standorten in ganz Österreich wurden 2022 laut Eigenangaben 6.850 Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 809 Mio. Euro abgewickelt. Der Honorarumsatz konnte im Vergleich zum Jahr davor "trotz schwieriger Rahmenbedingungen" bei 38,03 Mio. Euro stabilisiert werden (2021: 37,89 Mio. Euro).