Preise stagnieren: Boom bei Immobilien ist vorbei
Von Simone Hoepke
In Wien sind die Immobilienpreise in den vergangenen fünf Jahren laut Statistik um 36 Prozent in die Höhe geschnellt, in der Stadt Salzburg sogar um mehr als 50 Prozent.
„Je teurer eine Immobilie, desto eher wird die Nachfrage und damit auch der Preis sinken“, sagt Re/Max-Manager Anton Nenning. Die Nachfrage nach Penthouses, Maisonetten und Lofts dümpelt derzeit vor sich hin, die Preise geben nach. Davon haben all jene, die ein verhältnismäßig günstiges Eigenheim suchen, wenig. „Je billiger eine Immobilie ist, desto eher wird die Nachfrage noch steigen und der Preis anziehen“, erklärt Nenning. Vor allem in zentralen Lagen. Wer also mit kleinerem Budget ein Eigenheim erstehen will, muss wohl an den Stadtrand oder aufs Land ausweichen.
Unterm Strich wurden 2013 in Österreich deutlich weniger Immobilien gekauft als im Jahr zuvor. Die Zahl der Transaktionen ist um 15 Prozent auf rund 80.000 und damit unter das Krisenniveau 2009 (83.300 Transaktionen) gesunken. Im Zeitraum 2010 bis 2012 wurden jährlich mehr als 90.000 Immobilienkäufe ins Grundbuch eingetragen. Diese Zeiten scheinen endgültig vorbei. Das liegt auch daran, dass viele Anleger, die ihr Geld in der Krise in vermeintlich sichere Immobilien gesteckt haben, nun keine Vorsorgeimmobilien mehr kaufen. Und auch Jungfamilien, die in ein Eigenheim investieren, gibt es weniger. Einerseits bremst die Angst vor dem Jobverlust die Investitionslust, andererseits ist ohne genügend Eigenkapital schwer, Geld von der Bank zu bekommen, sagen Experten. Die Banken dementieren dagegen vehement eine Kreditklemme.
Fix ist: Infolge der sinkenden Nachfrage nach Immobilien pendeln sich die Preise wieder ein. Reikersdorfer: „Auch bei Mietwohnungen scheint die Preisobergrenze für einige Zeit erreicht.“
Oberhalb der 1000-Euro-Marke wird es immer schwieriger, Mieter zu finden, beobachtet Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Wien der Immobilientreuhänder. Das führe dazu, dass größere Wohnungen sogar billiger werden. Für Entspannung am Wiener Mietwohnungsmarkt sorgen laut den Experten des Immobilienportals FindMyHome die Neubauten der Seestadt Aspern und das Viertel um den neuen Hauptbahnhof. Ungebrochen gefragt sind kleinere Wohnungen mit bis zu 80 Quadratmetern Wohnfläche, besonders teuer sind diese in den inneren Bezirken. Der Mietpreis liegt im Durchschnitt bei 15,53 Euro, der Kaufpreis bei 5459 Euro pro Quadratmeter.
Ländervergleich
Die Experten von Re/Max rechnen heuer nur in Wien, Vorarlberg und Tirol mit steigenden Immobilienpreisen. In Oberösterreich sollen die Preise sogar um 3,6 Prozent sinken. Gerade im Luxussegment rund um den Traunsee hätten die Preise den Zenit erreicht, heißt es.
Die Nachfrage nach Luxusimmobilien sinkt auch in Kärnten. Das obere Preissegment gibt um 2,5 Prozent nach, während die stärker gefragten, leistbaren Wohnungen um zwei Prozent teurer werden. Ein Trend sind sogenannte Residenz-Wohnungen mit rund 40 Quadratmetern an den Seen. Grund: Sie können relativ leicht wieder verkauft werden.
Während die Eigentumspreise in Wien auch 2013 zweistellig zugelegt haben, gab es bei den Mieten nach der massiven Preissteigerung im Jahr davor zuletzt eine langsame Beruhigung, geht aus dem Immo-Barometer 2013 hervor. Mieten in Wien seien in den letzten zwölf Monaten im Schnitt um 2,1 Prozent günstiger geworden, schreiben die Experten: Der durchschnittliche Mietpreis lag im Dezember 2013 demnach bei 14,24 Euro pro Quadratmeter. Vor einem Jahr waren es 14,55 Euro.
Eigentumspreise um ein Zehntel gestiegen
Wie schon im Jahr davor haben 2013 die Eigentumspreise binnen Jahresfrist um ein weiteres gutes Zehntel - also überdurchschnittlich - zugelegt. 2013 stiegen die Preise laut FindMyHome-Immo-Barometer um 11,3 (Vorjahr: plus 11,7) Prozent. Zahlten Wohnungskäufer in Wien vor einem Jahr für den Quadratmeter noch im Schnitt 3.981 Euro, so lag dieser Preis Ende 2013 nun bei 4.432 Euro, hieß es am Donnerstag.
Am Eigentumsmarkt ist bereits seit 2011 das Angebot verknappt. Neue Objekte seien meist höherer Qualität und entsprechend teurer, heißt es im Immo-Barometer. Während es bei den Mieten zu einer Annäherung von Angebot und Nachfrage gekommen sei, schätzen die Experten die Entwicklung am Eigentumsmarkt auch im neuen Jahr "dynamisch" ein. Das Wachstum wird laut Gabel-Hlawa und Gabriel "im höheren einstelligen Bereich" liegen. Eine Immobilienblase werde weiter in Abrede gestellt.
Miete: Kleinere Wohnungen begehrt
Ungebrochen sei der Run auf kleinere Objekte mit einer Wohnfläche unter 50 Quadratmetern bzw. zwischen 50 und 80 Quadratmetern. Dementsprechend erzielen Mietwohnungen in dieser Kategorie auch höhere Preise. Besonders teuer sind Immobilien in den Inneren Bezirken: Der Mietpreis liegt hier mit 15,53 Euro 9 Prozent über dem Stadtschnitt, der Eigentumspreis mit 5.459 Euro sogar um 25 Prozent über dem Querschnittspreis. Preistreiber dieser Statistik ist die City: Für den Quadratmeter im Mietobjekt sind in der Inneren Stadt im Schnitt 19,85 Euro (39,4 Prozent über Stadtschnitt) und für den Quadratmeter Eigentum 9.525 Euro (18,1 Prozent über dem Stadtschnitt) zu berappen.