Wirtschaft

Preise für Immobilien beginnen zu sinken

Die Zeiten, in denen die Immobilienpreise jährlich um zehn Prozent und mehr in die Höhe geschossen sind, sind vorerst vorbei, ist Bernhard Reikersdorfer, Österreich-Chef des Immobilien-Netzwerkes Remax, überzeugt. Dieser Meinung sind auch viele Haus- und Wohnungsbesitzer, die den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf gekommen sehen. Reikersdorfer: "2012 und 2013 ist das Angebot österreichweit rückläufig gewesen, Ende 2013 hat sich das geändert."

Im ersten Halbjahr 2014 haben 44.141 Immobilien in Österreich den Besitzer gewechselt – um 10,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das geht aus einer Analyse der Grundbuchdaten von Immounited hervor. Da jetzt mehr zum Verkauf steht, rechnen Experten damit, dass sich die Preiskurve weiter verflachen wird. In vielen Regionen sollen die Haus- und Wohnungspreise sogar fallen. Unterm Strich werden Immobilien in Österreich bis Mitte 2015 um drei Prozent billiger werden, schätzen die Remax-Fachleute. Wobei die regionalen Unterschiede enorm sind.

Bewegung in Wien

In den Wiener Markt ist zuletzt Bewegung gekommen. Im Zeitraum Jänner bis Juni 2014 wurden um 23,8 Prozent mehr Immobilien verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gesamtwert der Transaktionen belief sich auf 2,56 Milliarden Euro (+32,5 Prozent). In einigen Bezirken konnte man Eigentumswohnungen bereits billiger erstehen als noch vor einem Jahr. "Überraschenderweise im ersten Bezirk, in Wieden, Simmering, Hietzing und Währing", beobachtet Reikersdorfer. Am günstigsten waren Wohnungen unterm Strich in Simmering (2053 Euro pro Quadratmeter) zubekommen, gefolgt von Favoriten und Rudolfsheim-Fünfhaus (durchschnittlich rund 2400 Euro pro Quadratmeter).

Experten rechnen damit, dass die Preise für Eigentumswohnungen in Wien bis Mitte 2015 unterm Strich nur noch um 1,3 Prozent steigen werden. "Es gibt mehr Eigentums- und Mietwohnungen als noch vor einem Jahr. Ich gehe davon aus, dass das Angebot im zweistelligen Bereich zunehmen wird", argumentiert Reikersdorfer. Die Nachfrage bleibe stabil, Anleger seien aber nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen.

Österreichweit dürfte die Nachfrage nach Häusern, Wohnungen und Grundstücken in den kommenden zwölf Monaten um 1,6 Prozent zurückgehen, schätzen Experten. Das Angebot dürfte dagegen um 2,6 Prozent steigen.

Relativ stabil dürften sich die Preise dagegen in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg entwickeln, schon allein weil es wenig verfügbare Flächen gibt. Die größten Ausschläge gibt es traditionell in Kärnten. In einigen Bezirken wurden im ersten Halbjahr um bis zu 20 Prozent mehr Immobilien verkauft als im Vorjahr. Wertmäßig sticht der Verkauf eines Gebäudes in Pörtschach um knapp zwölf Millionen Euro hervor, so wie der Verkauf von Objekten in Steindorf am Ossiachersee und in Maria Wörth um jeweils sechs Millionen Euro.

Am größten Immobilienmarkt Österreichs, in Niederösterreich, gab es gemessen am Verkaufswert im ersten Halbjahr 2014 ein zweistelliges Wachstum bei der Zahl der gehandelten Objekte. Vor allem in den Bezirken Tulln, Hollabrunn, Krems, Zwettl und St. Pölten wurde mehr verkauft. Dagegen hinken Bezirke wie Korneuburg, Mistelbach oder Gänserndorf der Entwicklung des Vorjahres hinterher.

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Je billiger eine Immobilie ist, desto eher wird die Nachfrage nach ihr noch steigen. Aber selbst in diesem Anlagesegment ist in Summe mit fallenden Preisen zu rechnen, schätzen Immobilienexperten.

In Wien wird laut dem Immobiliennetzwerk Remax rund ein Drittel aller Eigentumswohnungen um weniger als 150.000 Euro gehandelt. Dabei geht es meist um Anlagewohnungen in der Größenordnung von 40 bis 50 Quadratmetern.

Bei Luxus-Domizilen – diese werden mit einem Verkaufswert von wenigstens 500.000 Euro definiert – ist der Plafond jedenfalls erreicht, sind sich Experten einig. Die Nachfrage nach solchen Immobilien ist in den ersten sechs Monaten 2014 um weitere 5,5 Prozent zurückgegangen. Die Preise sind um vier Prozent gefallen. Auch die Nachfrage russischer Investoren an Nobel-Domizilen in Österreich ist seit der politisch angespannten Situation zwischen Russland und der Europäischen Union rückläufig.