Spuren von Pferdemedikament entdeckt
Acht Pferde von britischen Schlachtern wurden positiv auf das Pferdemedikament Phenylbutazon getestet, bestätigte Umweltminister David Heath im Parlament, berichtet der Spiegel. Drei davon gerieten laut Heath in Frankreich in die Nahrungskette.
Das Medikament, das zur Gruppe der nicht-steroiden Schmerzmittel zählt, wird gegen Entzündungen eingesetzt, gilt auch als Doping-Mittel und macht Fleischprodukte für Menschen ungenießbar. In Großbritannien und Frankreich ist die Verwendung wegen starker Nebenwirkungen gänzlich verboten.
Die EU-Kommission hat angeregt, 1500 in die EU eingeführte Pferdekadaver zu untersuchen, zudem 2500 in Europa geschlachtete Tiere. Die Europäer verspeisen nach Angaben der EU-Kommission wissentlich jährlich 110 000 Tonnen Pferd, 70 000 Tonnen davon aus heimischer Zucht.
DNA-Tests
Neben den Medikamenten-Test will die EU-Kommission mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die EU-Mitgliedstaaten sollen entsprechende Untersuchungen an Rindfleisch-Produkten vorzunehmen und so ermitteln, in welchem Ausmaß der Fund von nicht deklariertem Pferdefleisch in Lebensmitteln auf Betrug zurückzuführen sei. Bereits am Freitag wollen Experten aus allen 27 EU-Staaten über den Vorschlag aus Brüssel entscheiden.
Die ersten 2500 Tests könnten den Plänen zufolge im März stattfinden, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg (Bild) am Mittwoch nach einem Krisentreffen von acht beteiligten Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden. Insbesondere Irland und Großbritannien hatten auf Genuntersuchungen gedrängt.
Gesundheitsminister Alois Stöger forderte als Reaktion auf den Skandal eine "europaweite Datenbank, die den Weg vom Rohstoff zum Produkt lückenlos zeigt."
Etikettierung
Borg forderte die EU-Kommission zugleich auf, ihre Überlegungen zur präziseren Etikettierung von Rindfleisch-Produkten voranzutreiben. Die europäische Polizeibehörde Europol soll außerdem die Ermittlungen in den Mitgliedstaaten rund um den Skandal koordinieren.
In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war. Neben Irland sind Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Schweden, Rumänien, Polen und nun auch Deutschland und die Schweiz betroffen.
Die Konsumenten sind empört über die lückenhafte Kennzeichnung von Lebensmitteln. Beuc, die europäische Verbraucherschutzorganisation in Brüssel, hat im Jänner Konsumenten in Österreich, Frankreich, Polen und Schweden befragt. Ergebnis: Sechs von zehn wollten genau wissen, wo die Tiere, die sie essen, gehalten, gemästet und geschlachtet, wo Karfiol oder Salat angebaut wurden. Für 70 Prozent europäischer Konsumenten ist die Herkunft der Ware eine wichtige Information.
Der EU-Fleischskandal beschäftigt die LeserInnen: Es gab viele Reaktionen auf die gestrige Kolumne, in der es darum ging, dass wir es in der Hand haben, was man uns zu essen vorsetzt, in dem wir es kaufen oder nicht. Die meisten waren zustimmend, aber es gab auch Einwände: So groß, schreibt Leser Horst K., sei der Einfluss der KonsumentInnen auf die Qualität von Nahrung, vor allem Fleisch, nämlich nun auch wieder nicht: Da liege durchaus viel in der Hand jener Produzenten, die „reinen Gewissens dem Trieb nach noch höheren Gewinnen unter Ausnutzung aller erdenklichen Tricks“ folgten, sowie eine EU-Agrarförderung, die nach wie vor Massentierhaltung mit Milliardenbeiträgen unterstütze. Richtig, dennoch: Je weniger Fleisch aus Massentierhaltung in welcher Form auch immer gekauft wird, desto eher wird sich das ändern. Hat sich früher jemand gefragt, wie oft in der Woche man Fleisch braucht? Jetzt fragen sich das viele. Der Bewusstseinswandel hat längst begonnen.
Weiterer Leser-Einwand: Der Appell, möglichst hochwertige Nahrungsmittel aus möglichst biologischer Produktion zu kaufen, sei überheblich angesichts so vieler Menschen, die in Österreich an der Armutsgrenze leben und nicht über die Mittel verfügten, sich um Herkunfts-Tralala zu scheren. Schon einmal wurde hier ein Preisvergleich angestellt zwischen Gemüse (auch bio) und Fertiggerichten, Chips und Junk, und er fiel und fällt eindeutig zugunsten der „guten“ Nahrungsmittel aus: Wenn man z. B. ein Kilo Bio-Erdäpfel (1,73 Euro) mit einem Kilo Billig-Chips (3,40 Euro) oder der günstigsten Tiefkühlpizza (8,70 Euro pro Kilo) vergleicht. Gut, ein Kilo der billigsten Hühnernuggets ist wesentlich günstiger als ein Bio-Hendl, aber tatsächlich geht es bei dieser Frage weniger um den Preis, als ums Kochen: Wobei absolut verständlich ist, dass die meisten tägliches Kochen nach einem anstrengenden Fulltimejob nicht als Erholung empfinden. Aber billiger ist Selberkochen fast immer. Und man weiß, was drin ist.