Penny-Chef: „Wollen nicht zig Aktionen gleichzeitig haben“
Von Simone Hoepke
Michael Jäger steuert als Vorstandsmitglied der Rewe International die Filialen des Diskonters Penny in Österreich, Ungarn, Rumänien, Tschechien und Italien. Der heimische Lebensmittelhandel ist stark konzentriert (Rewe, Spar und Hofer teilen sich 85 Prozent des Marktes auf), die Österreicher sind gelernte Schnäppchenjäger. Warum es bei Penny keine Rabatt-Pickerln, aber immer mehr Fleischhauer gibt und wieso dem Diskont-Chef offene Geschäfte am Sonntag nicht interessieren, erzählt er im KURIER-Interview.
KURIER: In Österreich liegt der Aktionsanteil im Lebensmittelhandel laut Branchenschätzungen bei 30 Prozent. Ein harter Boden für Diskonter?
Michael Jäger: Mich schreckt diese Quote überhaupt nicht. In Tschechien haben wir einen Aktionsanteil von 50 Prozent, das heißt, die Hälfte vom Umsatz machen wir mit Rabatten. Ich würde sagen, Österreich ist, was den Aktionsanteil angeht, im europäischen Mittelfeld.
Ihre Konkurrenten verteilen verstärkt Rabatt-Pickerln, warum spielen Sie in diesem Spiel nicht mit?
Wir haben diese Pickerln getestet, uns aber dagegen entschieden. Das Handling ist zu aufwendig, zudem wollen wir nicht zig unterschiedliche Aktionen gleichzeitig haben. Lieber eine klare Linie, bei der sich die Kunden auskennen. Außerdem stellt sich mir schon die Frage, wie man mit solchen Aktionen langfristig umgeht, denn der Kunde gewöhnt sich ja auch daran.
Womit machen Sie am meisten Geschäft?
Mehr als die Hälfte kommen aus dem Frische-Bereich, also Obst, Gemüse, Molkereiprodukte und Fleisch. Allein mit Fleisch machen wir zehn Prozent vom Umsatz. Wir haben in 200 der 296 Filialen einen Fleischhauer vor Ort, an den sich die Kunden wenden können. Das ist wichtig für die Kundenbindung, dieses Konzept bauen wir weiter aus.
Aus der deutschen Rewe-Zentrale kam neulich wieder der Ruf nach einer Ausweitung der Öffnungszeiten von 72 auf 76 Wochenstunden in Österreich. Was würde das Penny bringen?
Meiner Meinung nach sollte man die Österreicher fragen, ob es eine Ausweitung der Öffnungszeiten geben soll. In jedem Fall bin ich
nicht für einen offenen Sonntag.
Warum nicht?
Wer am Sonntag mit der ganzen Familie einkaufen geht, sucht ein Shoppingerlebnis und geht nicht zum Diskonter. Diese Erfahrung haben wir in Osteuropa gemacht.
In vielen Bereichen saugen Online-Shops immer mehr Umsätze vom stationären Handel ab. Müssen Sie mit Penny demnächst nachziehen und einen eigenen eröffnen?
Wir hatten einen für Non-Food-Artikel, haben ihn aber wieder aufgegeben. Ich seh in den nächsten Jahren keine großen Online-Gehversuche für Diskonter. Außer vielleicht in Teilsortimenten wie Wein oder Tierfutter. Als Diskonter musst du die Kosten noch mehr im Griff haben, um preisaggressiv auftreten zu können. Ich seh da derzeit keine Chance im Online-Geschäft.
Trifft Sie das politische Aus für Lehrlinge ohne Asylbescheid?
Die Diskussion stellt sich für uns nicht, weil wir nur Lehrlinge mit positiven Asylbescheid angestellt haben. Wir beschäftigen derzeit 44 Flüchtlinge, fünf davon sind Lehrlinge.
Österreich hat gemessen an der Einwohnerzahl so viele Geschäfte wie kaum ein anderes Land. Ist noch Platz für weitere Penny-Läden?
Ich sehe langfristig Platz für 400. Vor allem im Osten des Landes haben wir noch weiße Flecken.
Im Tirol und Vorarlberg allerdings auch. Dort gibt es keinen einzigen Penny-Markt. Wird sich das ändern?
Das ist derzeit nicht geplant. Wir haben uns aus den westlichen Bundesländern zurückgezogen, weil wir dort nicht profitabel waren. Wir hatten eine zu geringe Präsenz, diese auszubauen, wäre zu teuer geworden.
Wie viel investiert Penny heuer in Österreich?
Rund 25 Millionen Euro, wobei wir vor allem Geld in Modernisierungen stecken, weniger in Neueröffnungen. Heuer eröffnen wir maximal sieben Läden.
In Italien investieren Sie bis Ende nächsten Jahres 167 Millionen Euro. Was macht das Land so attraktiv?
Es gibt noch große Wachstumschancen für Diskonter, weil sie insgesamt erst einen Marktanteil von 17 Prozent haben. Neapel, eine Stadt mit vier Millionen Einwohnern, ist so gut wie gar nicht erschlossen. Wir sind 1994 in Italien gestartet, haben jetzt 360 Standorte und werden im Süden noch stark ausbauen.