Wirtschaft

Ohne US-Konzerne fließt kein Russen-Öl

Russlands Wirtschaft ist an einer Stelle besonders verwundbar: in der Öl- und Gas-Industrie. Denn dieser Sektor liefert den Großteil der Deviseneinnahmen des Landes, mit Öl und Gas steht und fällt die russische Konjunktur. Die US-Regierung überlegt daher, die Sanktionen gegen Russland auf das Verbot der Lieferung von Ölfeld-Ausrüstung und Ölbohr-Technologie auszudehnen.

Würde dieser Plan tatsächlich umgesetzt, träfe das aber auch US-Konzerne hart. Denn die beiden Weltmarktführer im Bereich Öl- und Gasbohr-Technik sind US-Konzerne: die in Houston, Texas, ansässige Schlumberger Ltd. und der ebenfalls texanische Halliburton-Konzern, dessen Chef von 1995 bis 2000 der ehemalige US-Vizepräsident Dick Cheney war.

Stillstand

Ohne die Hightech dieser US-Unternehmen wäre die russische Öl- und Gasindustrie nicht das, was sie heute ist. Die Sanktionen würden den Ausbau der russischen Erdölbranche abrupt stoppen. Weder die Erschließung neuer Felder noch das Jahrhundert-Erdgasgeschäft, das kürzlich zwischen Russland und China geschlossen wurde, könnten umgesetzt werden. Erst vergangenen Mai hatte Präsident Wladimir Putin den Vertrag mit China angesichts des Streits mit dem Westen als großen politischen Erfolg gefeiert. Ab 2018 soll Gazprom jährlich bis zu 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Volksrepublik liefern. Ohne die westliche Hightech aber wird weder die dafür nötige Erschließung der Fördergebiete in Ostsibirien möglich sein, noch der Bau von Verarbeitungsanlagen und die Verlegung Tausender Kilometer von Pipelines.

Der US-Konzern Schlumberger Ltd. bohrt zur Zeit mit der russischen Rosneft auf der Insel Sachalin nach Öl. Noch gebe es keine Beeinträchtigung der Geschäfte in Russland, beteuert man bei Schlumberger – obwohl Rosneft bereits auf der US-Liste der mit Sanktionen belegten Firmen steht. Besonders abhängig ist Russland von US-Technologie zur Ausbeutung von weitgehend leergeförderten Öl- und Gasfeldern. Ohne Halliburton oder ExxonMobil geht da nichts. Der österreichische Ölfeld-Ausrüster Schoeller-Bleckmann wäre nach eigenen Angaben von solchen Sanktionen kaum betroffen. Sein Hauptgeschäft in Russland sei Service. Allerdings zählen Halliburton und Schlumberger zu den wichtigsten Kunden von Schoeller-Bleckmann. Ganz anders die in Wien ansässige C.A.T.oil. Das vergleichsweise kleine Unternehmen hängt zu 100 Prozent von Aufträgen der russischen Ölindustrie ab. Das Geschäft boomt. Das Auftragsbuch 2014 hat eine Rekordhöhe erreicht.

Öl- und Gasmacht
Russland ist größter Gasexporteur und nach Saudi Arabien zweitgrößter Ölexporteur der Welt. Öl und Gas sind die wichtigsten Einnahmequellen des russischen Staates. Fast die Hälfte der Budgeteinnahmen kommen aus diesem Bereich. Die gesamte Energiewirtschaft inklusive der Rohstoffe Kohle und Uran ist für ein Fünftel der wirtschaftlichen Produktion des Landes verantwortlich
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